Stuttgart. Der Automobilzulieferer Bosch setzt verstärkt auf die Kreativität der eigenen Mitarbeiter, um schneller, besser und flexibler zu werden. Dazu wurden zwei neue interne Weiterbildungsgänge geschaffen: der Innovation Specialist und der Innovation Agent. "Bosch ist nicht nur stark darin, eigene Innovationen herauszubringen, sondern auch darin, die Kundenwünsche zu analysieren und umzusetzen. Wir versuchen nun gezielt, einen zweiten, kreativen Zugang zur Innovation zu nutzen“, sagt Joachim Mrusek, der in der Zentrale für Organisationsentwicklung und Prozesseffizienz tätig ist und zusammen mit seinem Kollegen Marco Lang die neue Ausbildung anbietet. Außerdem entwickeln und moderieren die beiden Kreativ-Experten Innovations-Workshops, in deren Rahmen Fachabteilungen nach neuen Ideen für ein Produkt, schlankere Prozesse, Kosteneinsparpotenziale oder sogar nach neuen Geschäftsmodellen suchen. "Mit dem Innovation Agent und dem Specialist wollen wir Leuchttürme der Kreativität schaffen, die Kollegen Orientierung geben, und das Wissen, wie man eine Innovationsaufgabe angeht, in die Organisation hineintragen“, so Lang.
Bosch fördert Kreativität der Mitarbeiter
In der zwölftägigen theoretischen Ausbildung erfahren die Teilnehmer zunächst, wo im Konzern Know-how, zum Beispiel zu Marktentwicklungen oder Patenten, konzentriert ist. Dann besuchen sie diese Stellen und knüpfen damit ihr persönliches Netzwerk. "Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass zu viele vorhandene Informationen kreative Prozesse behindern“, sagt Mrusek. Seiner Erfahrung nach ist das Gegenteil der Fall: Je besser die Mitarbeiter informiert sind, desto besser sind die Ideen, die in einem Innovations- Workshop entstehen. Die Informationen müssen aber gebündelt und zusammengeführt werden. Außerdem lernen die angehenden Innovationsfachleute, wie man Innovations-Workshops leitet, welche Methoden es zur Kreativitätsfindung gibt und wie man die Ergebnisse auswertet. Der Specialist erhält zusätzlich eine praktische Ausbildung: Er muss zwei Innovationsvorhaben begleiten.
Die Durchführung eines Innovations- Workshops ist dann die praktische Prüfung. Träger des Ausbildungsgangs ist das Robert Bosch Kolleg, dessen Aufgabe "die berufsbegleitende Weiterbildung auf Hochschulniveau“ ist. Jedes Jahr durchlaufen rund 100o Bosch-Mitarbeiter die konzerneigene Bildungseinrichtung. Neben Kolloquiumsvorträgen für ein breiteres Publikum bietet das Kolleg auch Fach- und Führungsseminare sowie spezielle Management-Programme an. Um an diesen Kursen teilnehmen zu können, sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich: Zum einen muss es sehr wahrscheinlich sein, dass die erlernte Kompetenz später auch zum Einsatz kommt und das Unternehmen damit von seiner Investition profitiert. Außerdem müssen die Interessierten aus dem Engineering- oder Marketingbereich bereits erste Erfahrungen mit Innovationen sowie der Moderation größerer Gruppen vorweisen können. In jedem Jahr sollen acht Agents und zwei Specialists ausgebildet werden. Nachdem die ersten beiden Teilnehmer das Programm durchlaufen haben, sind Mrusek und Lang vom Erfolg überzeugt: "Was hier schon in kurzer Zeit bewegt wurde, ist beeindruckend.“