VW-Manager "freudig gespannt" auf Antritt von Ex-Opel-Chef Demant

Hamburg. Der frühere Vorstandsvorsitzende von Opel und designierte VW-Topmanager Hans Demant darf auf einen offenen und erwartungsvollen Empfang durch seine künftigen Kollegen in Wolfsburg hoffen, wenn er am 1. Oktober sein neues Amt als Koordinator der internationalen Projekte von Europas größtem Autobauer antritt. "Freudig gespannt", sehe er dem Dienstbeginn von Demant entgegen, erklärte ein VW-Manager auf Anfrage von Automobilwoche. Dem diplomierten Ingenieur eile der Ruf voraus, ein "angenehmer und bescheidener Typ" zu sein. Demants unkomplizierter Führungsstil sei unbestritten, die langjährige Berufserfahrung des 59-jährigen Technikexperten "für jedes produktorientierte Unternehmen ein Gewinn".

Im Rahmen seiner neuen Aufgabe, der Koordination internationaler VW-Projekte wie der Zusammenarbeit mit dem japanischen Pkw-Anbieter Suzuki, wird Demant direkt an VW-Konzernchef Martin Winterkorn berichten. Bislang ist für diese strategisch überaus bedeutsame interne Abstimmungstätigkeit der VW-Manager Detlef Wittig zuständig. Wittig genießt neben dem Vertrauen Winterkorns auch höchste Wertschätzung durch den einflussreichen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech, wird dem Vernehmen nach aus Altersgründen aber in absehbarer Zeit "Schritt für Schritt ein wenig kürzertreten".

Ein weiterer VW-Manager, den Automobilwoche zum bevorstehenden Einstieg des Ex-Opel-Vormanns Demant bei VW befragte, äußerte die Hoffnung, der neue Kollege werde unter anderem "zur besseren Erschließung von Wachstumsmärkten in Südostasien beitragen" können. In dieser Region gelten etwa Staaten wie Malaysia, Indonesien und Vietnam als wachstumsträchtige Absatzmärkte für Fahrzeugproduzenten. VW allerdings ist im Südosten von Asien im Unterschied zu China sowie dem indischen Subkontinent bislang noch vergleichsweise schwach aufgestellt. Auch in Japan genieße Demant "Respekt als im besten Sinne des Wortes typisch deutscher Ingenieur", so der Manager weiter.

"Bei der Koordination unserer internationalen Vorhaben werden Hans Demant sicher auch seine früheren Erfahrungen aus ähnlichen Projekten für GM und Opel zugutekommen", so eine VW-Führungskraft. "Außerdem ist der Mann ohne Frage eine überfällige personelle Verstärkung, denn schon mit Blick auf die geplante Verschmelzung von VW und Porsche können sich Winterkorn und seine Vorstandskollegen seit Langem nicht über einen Mangel an Arbeit oder gar Langeweile beklagen". VW und Porsche wollen sich 2011 zu einem integrierten Automobilkonzern unter der Führung von Volkswagen formieren.

Auf die Frage, ob Demant, bei GM zuletzt als Vice President für die weltweite Steuerung der Produktrechte zuständig, im Zuge seines Wechsels zu VW nicht auch eine Fülle von Betriebsgeheimnissen des VW-Wettbewerbers Opel mit nach Wolfsburg nehmen wird, sagte ein VW-Insider: "Dieses Thema sollte man nicht überbewerten, denn spezielles Firmenwissen veraltet schnell". Zudem, gibt ein anderer VW-Manager zu bedenken, "sind Demant oder der frühere GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster Ehrenleute, die ihrem früheren Arbeitgeber niemals vorsätzlich schaden würden". Forster ging nach seinem Abschied von General Motors zum indischen Autobauer Tata.

Im Übrigen seien Wechsel von Führungskräften zwischen Konkurrenten "eine völlig normale Angelegenheit". Berufliche Laufbahnen, die von der Lehre bis zum Eintritt ins Rentenalter bei ein und demselben Arbeitgeber vonstattengehen, seinen mittlerweile "die Ausnahme". Und zwar "zum Glück", wie der Befragte, der selbst schon bei mehreren Firmen unter Vertrag gewesen ist, ausdrücklich nachschiebt. Auch VW habe ja jüngst wieder einen Geheimnisträger an einen Rivalen verloren, den früheren US-Statthalter Stefan Jacoby, den es an die Volvo-Spitze zog. "Doch das Geschäft geht immer weiter", resümiert dieser Gesprächspartner von Automobilwoche. "Und der Blick geht nach vorn".