VW kurbelt Geschäft mit Neu- und Gebrauchtwagen an

Wolfsburg. Die Autokrise zwingt nun auch Europas größten Autobauer VW zu kostspieligen Stützungsaktionen bei seinen Handelspartnern. "Um das schwierige Jahr 2010 aktiv gestalten zu können“ hat Werner Eichhorn, Deutschland-Vertriebschef der Marke Volkswagen, in einem internen Brief "umfangreiche Maßnahmen für das Neu- und Gebrauchtwagengeschäft“ avisiert. Das Schreiben liegt Automobilwoche im Original vor. Im Mittelpunkt stehen demnach Zuschüsse für Leasingrückläufer und Hilfsaktionen im Agenturgeschäft. Zuvor hatte die Mercedes-Benz Vertriebsorganisation Deutschland dem Handel die Restwertrisiken abgenommen.

VW wird seinen Vertriebspartnern in den Jahren 2010 und 2011 bei Leasingrückläufern der Typen Touran und Passat vier Prozent der ursprünglichen Netto-Preisempfehlung zahlen. Beim großen SUV Touareg beträgt die Unterstützung gar acht Prozent. Dies könne sich "positiv auf Ihre finanziellen Kennzahlen auswirken“, versucht Eichhorn die Händler zu überzeugen. Zudem werde eine "attraktive Gebrauchtwagenfinanzierung“ aufgelegt. Die Händlerbeteiligung entfällt im laufenden Jahr. "Darüber hinaus verbessern wir zum 1. Januar 2010 die Konditionen des Agenturgeschäfts“, etwa mit Großkunden, so Eichhorn weiter.

Im Handel stoßen die jüngsten Initiativen von VW indes auf ein geteiltes Echo. "Es ist ohne Zweifel ein richtiger Schritt, dass uns der Hersteller in schwierigen Zeiten zur Seite stehen will“, erklärte ein hessischer VW-Händler gegenüber Automobilwoche. "Doch ob Art und Umfang der neuen Hilfen wirklich wie erhofft wirken, da bin ich mir nicht sicher.“ Besorgt äußerte sich ein VW-Verkäufer aus Schleswig-Holstein, der ebenfalls nicht genannt werden will: "Wir müssen nach dem Ende der Abwrackprämie mit einem düsteren Jahr rechnen. Ich fürchte, die aktuellen Angebote aus Wolfsburg werden sich allenfalls als Tropfen auf den heißen Stein erweisen.“ Ein Hamburger VW-Händler ergänzt: "Wenn sich die Krise weiter verschärft, wird VW noch nachlegen müssen.“

In seinem vertraulichen Schreiben an die VW-Verkaufspartner hatte Werner Eichhorn ein differenziertes Lagebild erstellt. Demnach konnten 2009 etwa "dank der hohen Volumina und des sehr guten Modellmixes die Bruttoerträge im Neuwagenbereich stark verbessert werden“. Auch im Geschäft mit Großkunden legte VW zu. Eichhorn: "Das absolute Volumen wie auch die Auftragseingänge lagen auf Basis der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings deutlich unter den Werten des Vorjahres.“ Eichhorns Botschaft an die VW-Händler: "Mit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Herbst 2008 sowie der Einführung der staatlichen Umweltprämie ab dem 14. Januar 2009 haben sich die Rahmenfaktoren für unser gemeinsames Geschäft verändert.“

So habe "die rückläufige Restwertentwicklung der letzten Monate aufgezeigt, dass das Gebrauchtwagengeschäft und damit auch die Vermarktung von Leasingrückläufern hohen Belastungen ausgesetzt sind“. Er freue sich, so Eichhorn weiter, dass dem Handel daher "die Volkswagen Leasing GmbH eine finanzielle Unterstützung für Leasingrückläufer zur Verfügung stellen wird“.

Auch das wichtige Agenturgeschäft bei VW wird optimiert: "Dazu werden die ab Januar 2010 zu erstellenden Rechnungen im Kaufgeschäft für Großkunden, Sonderzielgruppen sowie für das zentrale und dezentrale Autovermietergeschäft nicht mehr über Ihre Bankkonten abgewickelt“, teilt Eichhorn den VW-Händlern mit. "Ab diesem Zeitpunkt übernimmt die Volkswagen AG sämtliche Inkassofunktionen sowie das Delkredererisiko, bei für Sie gleichbleibender Provision.“