Stuttgart. Porsche hat am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen eine neue Lackieranlage in Betrieb genommen, die in vielerlei Hinsicht wegweisend ist. „Wir haben in der Anlage die neuesten umweltfreundlichen Technologien der Anlagenbauer Dürr und Eisenmann kombiniert und darüber hinaus eigene Innovationen entwickelt. Das Ergebnis ist eine Anlage, die nicht nur den stetig steigenden Anforderungen an die Lackqualität Rechnung trägt, sondern auch flexibel genutzt werden kann und nicht zuletzt neue Maßstäbe beim Umweltschutz setzt“, erklärte Christian Friedl, bei Porsche Leiter Karosseriebau und Lackiererei, im Gespräch mit der Automobilwoche.
Die mit einer Investition von 200 Millionen Euro komplett neu gebaute, dreistöckige Lackiererei löst die 25 Jahre alte Anlage ab. Die Kapazität liegt im Zweischichtbetrieb mit 300 Mitarbeitern bei rund 170 Fahrzeugen am Tag. Im Werk Zuffenhausen fertigt der Sportwagenhersteller die Baureihen 911 und Boxster sowie alle Porsche-Motoren. Da der Standort direkt an Wohngebiete grenzt, wurde der Bau der neuen Anlage erst durch den Wegzug des Nachbarn Dürr AG möglich. Deshalb war für Beobachter klar, dass der Anlagenbauer im Gegenzug den Zuschlag für die Lackiererei erhalten würde.
Überraschenderweise teilte Porsche den Auftrag jedoch zwischen Dürr und Konkurrent Eisenmann auf, wobei Dürr immerhin als Generalunternehmer fungierte. „Wir haben ein umfangreiches Technologiescreening unternommen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kombination verschiedener Lösungen zum Optimum führt“, so Friedl. Dürr lieferte die Applikationstechnik der Lackierlinien, die Trockner sowie die Steuerungs-, Leit- und Fördertechnik. Eisenmann steuerte das elektrostatische Abscheidesystem für Lacknebel (E-Scrub) bei. Diese Technologie ersetzt die sonst übliche Nassauswaschung. Außerdem stammen von dem Böblinger Unternehmen die Vorbehandlung und die kathodische Tauchanlage.
Dazu kommt ein von Porsche gemeinsam mit der Firma AWS Group mit Sitz in Heilbronn entwickeltes System, das die Abluft nass-chemisch reinigt. Dieses System wird zum ersten Mal in der Autoindustrie angewandt. Ebenfalls neu und mit Dürr gemeinsam zum Patent angemeldet ist eine Saug-Blas-Vorrichtung zur Reinigung der Karosserie. „Bei der Feinstaub- und der Lösemittelemission bleibt Porsche um 80 Prozent beziehungsweise 70 Prozent unter den anspruchsvollen deutschen Grenzwerten“, so Friedl. So kann Porsche auf den bei einer Lackieranlage dieser Größe normalerweise notwendigen 60 Meter hohen Abluftsammelkamin verzichten. Auch die Energiekosten lassen sich durch die verwendeten Technologien deutlich senken.