München. Der TÜV Süd setzt den Ausbau seines Autogeschäfts jenseits der Hauptuntersuchung fort und baut sein Engagement im Geschäft mit Flotten drastisch aus. Mit dem Einstieg bei dem belgischen Unternehmen Fleet Logistics werden die Münchner auf einen Schlag zu Europas größtem unabhängigen Flottenmanager mit rund 100.000 verwalteten Fahrzeugen. Nun soll unter der Führung des Fleet-Logistics-Chefs Peter Soliman vor allem das Geschäft in Osteuropa ausgebaut werden, um mittelfristig den Fahrzeugbestand auf 200.000 Autos zu verdoppeln. "Aus den beiden Unternehmen Fleet Logistics und Fleet Company ist ein gemeinsamer Flottenmanager mit zwei getrennten Marken geworden.
Am Gemeinschaftsunternehmen sind der TÜV Süd und das Management von Fleet Logistics je zur Hälfte beteiligt“, erklärte Peter Soliman im Gespräch mit der Automobilwoche. In das Joint Venture bringt Fleet Logistics einen Bestand von 75.000 Fahrzeugen ein, die Fleet Company kommt auf 25.000 Autos im Bestand, vor allem in Deutschland. Beide Unternehmen verfolgen unterschiedliche Konzepte und sollen am Markt auch weiterhin getrennt bestehen bleiben. Während sich die Fleet Company um Flotten gekaufter Fahrzeuge kümmert, tritt Fleet Logistics als Dienstleister für Unternehmen auf, die ihren Fuhrpark mit geleasten Autos bestücken. "Der Markt wird in den nächsten fünf Jahren weiter Richtung Kauffuhrpark gehen“, erwartet Soliman.
Um für seine Kunden mit Leasingfuhrparks möglichst günstige Raten auszuhandeln, macht sich Soliman den harten Wettkampf der Autohersteller und Flottenanbieter zunutze. In einem sogenannten Multi-Bidding-Ver´fahren werden für jedes einzelne Fahrzeug einer großen Flotte 48 Stunden lang die besten Angebote über eine Internet-Plattform eingeholt, der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag. "Wir nutzen dabei die Chance, dass sich die Konditionen täglich ändern“, erklärt Soliman. Im Schnitt umfasst die Flotte seiner Kunden wie BP, Nestlé, IBM oder Nokia Siemens Networks 3500 Autos.
Von den Gesamtkosten für den Fuhrpark entfallen laut Soliman nur ein bis zwei Prozent auf seine Dienstleistungen. Mit dem Zusammenschluss kann er nun auf das Netzwerk des TÜV Süd zurückgreifen. "Es gibt keinen anderen paneuropäischen Wettbewerber, der Westeuropa komplett abdecken kann“, sagt der Manager. Als härtesten Konkurrenten in Deutschland sieht er die ALD-Automotive-Tochter Car Professional Management (CPM), die dem Finanzdienstleister Société Générale gehört. Soliman erwartet, dass die Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd neue Türen zu Unternehmen wie Linde oder ThyssenKrupp öffnet.
Denn die Auswahl der potenziellen Kunden ist begrenzt: "Europaweit sind es vielleicht 1000 Zielkunden“, erklärt er. Daher sei es auch extrem wichtig, keine Kunden zu verlieren, denn häufig arbeiten die großen Unternehmen nur mit einem Flottendienstleister zusammen. In Europa sieht der Manager noch Wachstumsmöglichkeiten. Hier seien rund zwei Drittel der weltweiten Flotten angesiedelt, weil der Dienstwagen in Ländern wie Deutschland oder England viel häufiger Gehaltsbestandteil ist als etwa in den USA. Und gerade die Staaten im Osten Europas böten hier noch Potenzial. "Manches deutsche Unternehmen hat hierzulande 200 bis 300 Autos in der Flotte, in Polen aber 600“, sagt Soliman. Entsprechend sollen 20 bis 25 Prozent des Wachstums aus Osteuropa kommen.