Stuttgart. Franz Gruber, Chef der Softwareschmiede Forcam, hat ehrgeizige Pläne: „Wir wollen unsere Produktionssoftware in der Autoindustrie zum Standard machen.“ Das System solle zur üblichen Ausstattung in Presswerken sowie in der Teile- und Komponentenfertigung bei Herstellern und Zulieferern werden. Die Software „Factory Framework“ erfasst in einer Fabrik die Leistungsdaten von Maschinen und Anlagen verschiedener Hersteller. Die unterschiedlichen Maschinensprachen werden in einheitliche Begriffe übersetzt. Das System vergleicht in Echtzeit die Ist-Daten mit den Vorgaben aus dem übergeordneten IT-System und macht Störungen transparent. „Durch die Eliminierung von Verschwendung lassen sich die tatsächlichen Betriebsnutzungszeiten erhöhen und die Produktivität deutlich steigern“, so Gruber.
Software spürt Verschwendung auf
Seiner Erfahrung nach zählen zu Beginn der Optimierung organisatorische Mängel zu den häufigsten Gründen für eine Produktionsstörung – etwa weil Material oder Personal fehlt. Durch den Einsatz von Web-Technologie lassen sich die von Factory Framework gewonnenen Auswertungen auf verschiedenen Ebenen vom Maschinenpersonal bis zum Topmanagement aggregieren und visualisieren. „Factory Framework berechnet sogar automatisch die Kennzahlen für den Harbour-Report“, so Gruber.
Das System wurde im Jahr 2001 gemeinsam mit dem Automobilhersteller Daimler für das Motorenwerk Untertürkheim entwickelt. Heute sind in die Powertrain- Fertigung 14.000 Maschinen und Anlagen eingebunden. Konkurrent Audi setzt Factory Framework in den Presswerken Ingolstadt und Neckarsulm ein. „Innerhalb eines Jahres konnten wird den Teileausstoß um 20 Prozent steigern“, zieht Audi Bilanz. Auch die Zulieferer Schaeffler und Mann +Hummel verwenden die Software in großem Stil. Forcam mit Sitz in Friedrichshafen wurde im Jahr 2001 von fünf ehemaligen SAP-Managern – darunter auch Franz Gruber – gegründet.
Seit damals hat das Unternehmen 18 Millionen Euro in die Produktionssoftware investiert. Dabei half auch der Einstieg von SAP-Gründer Dietmar Hopp, der mittlerweile 18 Prozent hält. In diesem Jahr dürfte Forcam mit 45 Mitarbeitern 4,5 Millionen Euro umsetzen. „Für 2012 planen wir auf Basis vorliegender Aufträge mit bis zu zwölf Millionen Euro“, so Gruber. Mittelfristig soll das Geschäft mit der Automobilindustrie sowie mit anderen Fertigungsbranchen auch in Frankreich, Großbritannien und den USA stark ausgebaut werden. Dabei soll auch die neue Version 5.0 helfen, die dank neuer Technologie die Verarbeitungsgeschwindigkeit deutlich erhöht.