Hethel bei Norwich/Großbritannien. Der Autobauer Lotus hat sich von seinem Chef Dany Bahar getrennt. Das gab der Hersteller auf seiner Homepage bekannt. Grund für den Rauswurf soll offiziell eine Beschwerde des malaysischen Autokonzerns DRB-Hicom, zu dem auch die Lotus-Mutter Proton gehört, sein. Britischen Medien zufolge solle Bahar hingegen zu freigiebig mit Firmenmitteln umgegangen sein. Angebliche Luxusreisen sollen der Lotus-Mutter schon lange ein Dorn im Auge gewesen sein – gerade in Hinblick auf die defizitäre Lage von Lotus. Andere Quellen hingegen behaupten, dass die Gerüchte absichtlich gestreut wurden, um die Abfindung für Bahar zu sparen. Zum Hintergrund: Der Jungstar der Autoindustrie hätte eigentlich noch einen Vertrag bis 2015 gehabt. Der 40-Jährige war im September 2009 gegen eine hohe Ablöse von Ferrari zu Lotus gewechselt.
Eng mit der Person Dany Bahar verknüpft war bei vielen Experten auch die Wiedergeburt der britischen Nobelmarke. Vor zwei Jahren stellte Bahar auf dem Pariser Auto-Salon fünf neue Modelle in den kommenden fünf Jahren in Aussicht. Bahars Ziel war es, den Abstand zu den Konkurrenten Porsche, Ferrari und Maserati zu verkleinern, die Marke neu zu erfinden und den Markt für Sportwagen aufzurollen. Die Wiedergeburt der Marke wollte sich Lotus einiges kosten lassen. Laut einem Bericht im "Handelsblatt" wollte der Autobauer insgesamt 800 Millionen Euro in seine Produktpalette investieren. Die Personalsuche für die Entwicklungsabteilung erklärte Bahar zur Chefsache. Er lockte insgesamt 24 Spezialisten der renommiertesten Autokonzerne zu Lotus, darunter Donato Coco (den Erfinder des 458) und Wolf Zimmermann (Mercedes AMG).Lotus-Chef Dany Bahar gekündigt
Wie wird sich Bahars Nachfolger Aslam Farikullah verhalten? Wird er sich ebenfalls für die Wiedergeburt der Marke einsetzen? Experten zweifeln daran. "Der Fünf-Jahres-Plan ist eng verknüpft mit der Person Dany Bahar", ließ ein Lotus-Sprecher schon bei dessen vorrübergehender Suspendierung vor gut zwei Wochen verlauten. Der 51-Jährige Farikullah ist ein malaysischer Statthalter von DRB-Hicom. Offiziell genießt er das vollste Vertrauen des malaysischen Konzerns und kann sich dessen Unterstützung sicher sein. "Wir stehen voll hinter der Firma und werden Lotus weiterhin in ihren wirtschaftlichen Bemühungen und Entwicklungen unterstützen", erklärte DRB-Hicom. Ein Verkauf sei definitiv nicht geplant. Ob die Asiaten den defizitären Autobauer allerdings dauerhaft durch Zuschüsse zurück auf die Erfolgsspur bringen wollen, bleibt abzuwarten.
Bereits Anfang des Jahres musste Bahar 275 Mitarbeiter kurzfristig freistellen, die Produktion musste gedrosselt werden, weil das Geld fehlte, um die Lieferanten zu bezahlen. Erst nachdem finanzielle Unterstützung durch die Lotus-Mutter kam, wurden die Bankkonten wieder freigegeben, die Produktion konnte wieder anlaufen. Schon damals wurde spekuliert, ob Lotus die Produktion nach Asien verlagern wird. (Foto: Lotus)