MÜNCHEN. Wo das Übel seinen Lauf nahm, ist strittig. Waren es die Spanier von Seat, die 2002 mit ihrer Website eSeat.com den Stein ins Rollen brachten, als sie dort für die Modelle Arosa, Leon und Alhambra ihre ersten Internetrabatte feilboten? Oder geht der Preis für den ersten Preisbrecher im Netz nach Rüsselsheim, weil Opel seine Fahrzeuge unter dem wenig modern anmutenden Begriff Opel-Webkauf der noch überschaubaren Netzgemeinde andiente? Sicher ist jedoch, dass seit rund zehn Jahren die Internetrabatte immer mehr in den Fokus rücken, wenn es um die häufig schwache Rendite der Händler geht. Denn mit Nachlässen von durchschnittlich rund 15 Prozent verzichten nicht nur jene Händler auf einen Großteil ihrer Marge, die mit den Vermittlern zusammenarbeiten und auf deren Hof zumindest die Hälfte der Internetkunden zur Fahrzeugabholung vorfährt. Die andere Hälfte spart sich den Weg zum Händler und holt das neue Auto direkt im Werk ab.
Durch die Internetrabatte geraten aber auch die Margen der stationären Händler unter Druck, weil sie häufig von den Kunden mit den vermeintlichen Schnäppchen konfrontiert werden. Will der Autohändler den Interessenten zumindest als künftigen Werkstattkunden gewinnen, verschenkt er oft seine Grundmarge, um mit den Internetpreisen konkurrieren zu können. Deshalb bleiben den Händlern selbst in wirtschaftlich starken Jahren nur zwei statt der erhofften drei oder vier Prozent Umsatzrendite. „Es will mir nicht in den Kopf, dass selbst gefragte Modelle mit Lieferzeiten im Internet mit 14 oder 15 Prozent Nachlass angeboten werden“, sagt ZDK-Präsident Robert Rademacher. Doch viele Händler versuchen mit Schnäppchenangeboten im Internet, Kundschaft außerhalb ihres Stammgebiets zu gewinnen.Wer im Netz für aktuelle Volkswagen-Modelle fast 27 Prozent und für Neuwagen von Citroën oder Peugeot mehr als 35 Prozent Rabatt geboten bekommt, der nimmt auch ein paar Kilometer mehr bei der Anreise zur Abholung des neuen Wagens in Kauf. Beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) macht man sich deshalb Gedanken, wie die Margensysteme künftig gestaltet werden können, damit den Händlern die Preisschleuderei erschwert wird, die Beratung samt Probefahrt vor Ort wieder mehr Wertschätzung und der Handel mehr Marge erhält.Die großen Internetbörsen jedenfalls profitieren vom Rabattgetriebenen Neuwagenhandel im Netz. Denn im Gegensatz zum Händler vor Ort nehmen die Vermittler den Neuwagen des Kunden meist nicht in Zahlung. Die Gebrauchten wandern stattdessen in den Bestand von Mobile.de und AutoScout24. AutoScout arbeitet zudem mit dem Neuwagenvermittler Autohaus24 zusammen. Und Mobile. de hat bereits angekündigt, das bislang eher schwache Standbein Neuwagenvertrieb zu stärken: „Wir werden in der Zukunft das Neuwagengeschäft verstärken und ausbauen, sowohl im Produktbereich als auch in der Kommunikation nach außen“, sagt Mobile.de-Deutschland-Chef Malte Krüger. Die potenzielle Nachfrage der Kunden hat er bereits ermitteln lassen: „Durch unsere Marktforschung wissen wir, dass ungefähr eine Million Nutzer unserer Börse in den nächsten zwölf Monaten einen Neuwagen kaufen wollen“, sagt Krüger.Angriff aus dem Netz auf die Rendite
Wo das Übel seinen Lauf nahm, ist strittig. Waren es die Spanier von Seat, die 2002 mit ihrer Website eSeat.com den Stein ins Rollen brachten, als sie dort für die Modelle Arosa, Leon und Alhambra ihre ersten Internetrabatte feilboten? Oder geht der Preis für den ersten Preisbrecher im Netz nach Rüsselsheim, weil Opel seine Fahrzeuge unter dem wenig modern anmutenden Begriff Opel-Webkauf der noch überschaubaren Netzgemeinde andiente?