Las Vegas. Der Infotainment- Spezialist Harman will mit der interaktiven Plattform Aha-Radio stark wachsen und selbst in das Geschäft mit Internet-Services einsteigen. "Mit Aha verfügen wir über ein Alleinstellungsmerkmal. Dies wird für eine große Nachfrage bei den Autoherstellern sorgen“, sagte Infotainment-Chef Michael Mauser im Gespräch mit der Automobilwoche. Die Aha-Funktion werde Harman in allen Navigations- und Infotainmentplattformen anbieten – von der Basisbis zur Highend-Lösung, Aha soll im Auto quasi wie ein weiterer Radiokanal genutzt werden können: Das System stellt eine Verbindung zu einer cloudbasierten Plattform her und ermöglicht so den Zugriff auf verschiedenste Inhalte im Internet – und das völlig kostenlos.
Das Angebot reicht vom Web- und Satellitenradio über Verkehrsmeldungen in Echtzeit und den Zugang zu Social- Media-Seiten bis zu ortsbezogenen Services wie die Restaurantsuche. Die Bedienung erfolgt je nach Lösung im Fahrzeug durch einen Touchscreen oder Sprachsteuerung ähnlich wie bei einem iPhone. Aha gibt es auch als iPhone-App. In Kürze soll eine Android-App dazukommen. Außerdem gibt es Aha bei Pioneer, wo das System in einer Nachrüstlösung angeboten wird. Konkurrent Kennwood will folgen. Über die Smartphones können die gewünschten Inhalte personalisiert und individualisiert werden. Entwickelt wurde das System von Aha Mobile, einem 2008 gegründeten Start-up-Unternehmen aus Palo Alto, das im September 2010 von Harman übernommen wurde. Honda und Subaru sind die ersten von fünf neuen Kunden, die Aha im Modelljahr 2013 werksseitig integriert auf den Markt bringen werden. "Wir haben aber auch in Europa schon Premiumkunden gewonnen“, so Mauser. Derzeit habe Harman Aha-Aufträge für drei Millionen Fahrzeuge in den Büchern. Dieser Bestand werde exponentiell zulegen.
Der Vorteil für einen Autohersteller besteht darin, dass er seinen Kunden durch die Aha-Plattform auf einen Schlag ein Universum aus Apps und Services bieten kann, ohne dazu Geld investieren zu müssen. Außerdem ist das System durch den cloudbasierten Ansatz jederzeit updatefähig. Der Nachteil: Übernimmt ein Hersteller das Angebot von Harman, hat er die Kontrolle über seine Infotainmentplattform und die Möglichkeit, mit eigenen Services Geld zu verdienen, praktisch aufgegeben. Deshalb kann sich Mauser auch Zwischenlösungen vorstellen: "Wir sind flexibel. Unser Kunde kann entscheiden, wie die Benutzeroberfläche für Aha gestaltet werden soll, um es optimal der eigenen Marke anzupassen.“ Für Harman ist Aha nicht nur ein wichtiger Baustein, um die eigene Innovationsfähigkeit zu demonstrieren. Es bedeutet auch den Einstieg ins Servicegeschäft über die Bereitstellung von Inhalten von Drittanbietern. "Wir erhalten zum Beispiel Provisionen bei Restaurantbuchungen oder Werbeeinnahmen“, so Mauser. Bis 2013 soll Aha profitabel sein.