Stuttgart. Während die Premiumkonkurrenten in der Klimadiskussion bereits mit griffigen Lösungen für ihre Fahrzeuge aufwarten, scheint Mercedes-Benz zumindest beim Benzinmotor weit zurückzuliegen. COO Rainer Schmückle erklärt die Umweltstrategie der Stuttgarter und stellt klar, dass Mercedes mit den Nachfolgegenerationen der A- und B-Klasse weiter im Kleinwagensegment präsent sein wird.
Herr Schmückle, BMW punktet mit "Efficient Dynamics" und Audi mit der Direkteinspritzung. Dagegen ist es um Mercedes auffallend still. Täuscht der Eindruck?
Man kann neue Technologien leicht werbewirksam ankündigen. Entscheidend ist letztlich, ob der Kunde auch etwas davon hat. Die neue Technik muss nicht nur im alltäglichen Einsatz die versprochenen Verbrauchseinsparungen bringen. Sie muss auch ausgetestet sein. Sonst läuft man Gefahr, dass Qualitätsprobleme auftreten. Von Mercedes-Benz erwartet der Kunde, dass neue Technologien auf Anhieb sitzen.
Nehmen Sie denn die Technologie-Angebote Ihrer Wettbewerber nicht ernst?
Natürlich nehmen wir diese Angebote ernst. Ich glaube aber, dass das Thema Kohlendioxidreduzierung weit über Direkteinspritzung, Start-Stopp-Systeme und Bremskraftrückgewinnung hinausgeht. In den nächsten Jahren wird der Anbieter am überzeugendsten sein, der dem Kunden flexible und auf seinen Einsatzzweck angepasste Lösungen anbieten kann. Das kann einmal der Dieselmotor, ein anderes Mal die Benzin-Direkteinspritzung und im Stadtverkehr der Hybrid-Antrieb sein.
Befürchten Sie nicht, dass der Kunde bei den zahlreichen Optionen überfordert sein könnte?
Dies ist sicher möglich. Deshalb müssen wir über modular und miteinander kombinierbare Technologiebausteine verfügen. Außerdem hat der Vertrieb die große Aufgabe, dem Kunden durch gute Beratung das für seinen Einsatzzweck optimale Fahrzeug anzubieten.
Trotz der hohen Entwicklungskosten wollen Sie die Profitabilität weiter steigern. Wie soll das möglich sein?
Wir haben bereits erhebliche Fortschritte bei der Produktivität, bei den Qualitätskosten und auch auf der Materialseite erzielt. Es gibt aber überall noch Potenziale - zum Beispiel durch die konsequente Umsetzung unserer Modulstrategie. Wir werden deshalb unser Ziel mit einer Umsatzmarge von zehn Prozent im Schnitt eines Zyklus erreichen.
Wo sehen Sie denn noch Wachstumspotenzial für die Marke Mercedes-Benz?
Chancen gibt es sicher in Asien und Osteuropa. Deshalb müssen wir uns die Frage stellen, ob wir nicht eines Tages die Produktion in China weiter aufbauen und die Bausatzmontage in Indien zu einem vollen Werk mit lokalen Zulieferern ausbauen. Wenn der Markt Osteuropa weiter zulegt, wäre dort der Aufbau eines neuen Werks ebenfalls prinzipiell eine Option.
Gibt es in Asien auch Chancen für einen Kleinwagen der Marke Mercedes-Benz?
Wir werden das Kleinwagen-Segment ganz sicher nicht aufgeben - auch nicht im Hinblick auf Marktpotenziale in Asien. Ich denke durchaus, dass ein Nachfolger der A- und B-Klasse in Osteuropa oder Asien eine Nische finden kann und wir dort präsent sein werden. Das könnte dann auch eine lokale Produktion beinhalten.
Wäre dabei auch die Zusammenarbeit mit einem anderen Hersteller möglich?
Wir müssen für die nächste A- und B-Klasse Skaleneffekte mit anderen Mercedes-Baureihen erschließen, sowohl beim Fahrzeug als auch bei den Komponenten. Auch die Kooperation mit einem anderen Hersteller ist möglich.