Stuttgart. Porsche fürchtet angesichts der Klimadiskussion um die soziale Akzeptanz seiner Fahrzeuge und will deshalb "bis spätestens Ende 2010" ein Hybrid-Fahrzeug auf den Markt bringen. "Sollte der Antrieb schon vorher serienreif sein, ist auch ein deutlich früherer Termin möglich", sagte ein Mitarbeiter des Sportwagenherstellers, der mit dem Hybrid-Projekt vertraut ist.
Die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor will Porsche zuerst im Geländewagen Cayenne anbieten, der je nach Motorisierung und Einsatzbedingungen schnell auf einen Verbrauch von 30 Liter auf 100 Kilometer kommen kann. Außerdem soll das viersitzige Coupé Panamera, das 2009 debütiert, auf Wunsch mit dem alternativen Antrieb bestellt werden können. Der Hybrid-Antrieb wird von Porsche, Volkswagen und Audi sowie dem Zulieferer Bosch derzeit gemeinsam entwickelt. Das markenübergreifende, einheitliche System kann in die heutige VW-Plattform eingebaut werden, auf der sowohl der Cayenne als auch der VW-Touareg und der Q7 von Audi basieren.
Als Verbrennungsaggregat dient dabei der bekannte 3,6-Liter-V6-FSI-Motor der Wolfsburger. "Unsere Ingenieure sehen noch Entwicklungsbedarf, bis die Technik marktfähig ist", so ein Porsche-Sprecher. Im Gegensatz dazu rechnen sowohl VW als auch Audi mit einem schnelleren Erreichen der Marktreife: Sie haben bereits für 2008 die Einführung des Voll-Hybrid-Systems angekündigt.
Wesentlich beeinflusst wird die Entscheidung ohnehin von der weiteren Klimadiskussion. "Wir sind überzeugt, dass die Sensibilität der Käufer hinsichtlich der Umweltverträglichkeit ihrer Fahrzeuge künftig erheblich zunehmen und sich ihr Kaufverhalten entsprechend ändern wird", so Michael Leiters, der das Hybrid-Projekt bei Porsche verantwortet. Gerade ein Hersteller wie Porsche müsse Antriebslösungen mit niedrigen Verbrauchs- und Emissionswerten anbieten, da sonst die soziale Akzeptanz zu bröckeln beginne, was über kurz oder lang mit dem Verlust von Marktanteilen verbunden wäre. Ziel der Stuttgarter ist es, mit dem rund 2,4 Tonnen schweren Hybrid-Geländewagen auf einen Normverbrauch von 8,9 Liter zu kommen. Dabei schlagen die Entwicklungspartner einen neuen Weg ein: Im Gegensatz zu allen anderen Autoherstellern, die auf den sogenannten leistungsverzweigten Hybrid-Antrieb setzen, arbeiten Porsche, VW und Audi an einem Parallel-Hybrid. Bei dieser Lösung wird der zweite Elektromotor, der beim leistungsverzweigten Hybrid-Antrieb das Fahrzeug antreibt, eingespart. Stattdessen sorgt eine automatisierte Trennkupplung für die Kraftübertragung. "Der Antrieb ist damit kostengünstiger realisierbar und leichter in das Fahrzeug zu integrieren", nennt Leiters die Vorteile.
Das Absatzpotenzial schätzt Porsche derzeit auf 1800 bis 5400 Hybrid-Geländewagen bei einem Verkaufsvolumen von insgesamt 36.000 Cayenne jährlich. Trotz des hohen Entwicklungsaufwands, den Porsche intern auf einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag beziffert, und der vergleichsweise geringen Stückzahl soll sich das Fahrzeug über den gesamten Lebenszyklus hinweg rechnen. "Wir gehen davon aus, dass der Kunde für die Verbrauchseinsparung auch einen entsprechenden Mehrpreis bezahlt", so der Sprecher.