Tuscaloosa. "Wenn die anderen Mercedes-Benz-Werke etwas von uns lernen können, dann ist es die Art und Weise, wie hier Teamgeist gelebt wird", sagt Bill Taylor, Leiter des DaimlerChrysler-Werks Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama. Tatsächlich sind die Motivation und der Stolz der 4000 sogenannten Team Members bei jedem Schritt durch die Montagefabrik zu spüren. Dass dies keine Show ist, lässt sich auch mit nüchternen Fakten belegen: Der Krankenstand liegt auf dem rekordverdächtigen Niveau von unter einem Prozent, und die Warteliste für Neueinstellungen ist lang. Die Identifikation mit dem deutschen Arbeitgeber ist so groß, dass die US-Automobilgewerkschaft UAW auch zehn Jahre nach der Gründung der Fabrik dort immer noch nicht Fuß gefasst hat.
Neben der Motivation gilt das Werk auch als Musterbeispiel für schlanke Fertigung. "Wir haben mit unserem Produktionssystem die idealen Voraussetzungen geschaffen, um die eigenen Lagerbestände auf ein Minimum zu reduzieren", so Taylor, der einst von Toyota zu Mercedes-Benz wechselte. Derzeit haben sich rund 30 Systemzulieferer rund um das Werk angesiedelt. Diese liefern nach dem Anstoß durch Mercedes innerhalb kürzester Zeit ihre auf jedes einzelne Fahrzeug abgestimmten Komponenten und Module direkt zur Endmontage ans Band. Das Werk Tuscaloosa verfügt nur über einen Lagerbestand für eine Tagesproduktion als Puffer.
Mercedes-Benz selbst fertigt mit einem hohen Automatisierungsgrad die Rohkarossen. Nach dem Lackieren werden die Fahrzeuge auf zwei Linien montiert. Die Motoren und Getriebe stammen aus Deutschland: V6- und V8-Diesel-Aggregate werden bei Mercedes zentral im Werk Berlin-Marienfelde produziert, die entsprechenden Benziner in Stuttgart-Untertürkheim.
Im vergangenen Jahr wurden im Werk Tuscaloosa 173.000 Fahrzeuge im Wert von sieben Milliarden Dollar gebaut. Rund 60 Prozent der Produktion sind für den Export bestimmt.