Stuttgart. Der Sportwagenhersteller Porsche gilt in der Automobilindustrie als Musterbeispiel für Effizienz. Sven Lorenz, Leiter Informationssysteme, berichtet im Interview mit Automobilwoche über die Ausrichtung seiner Abteilung, deren Ziele und die Grenzen der Standardisierung.
Herr Lorenz, was erwartet Ihr Chef Wendelin Wiedeking von seinem IT-Verantwortlichen?
Er erwartet ein Höchstmaß an Effizienz, Berechenbarkeit und Transparenz. Das betrifft sowohl die Finanzen als auch die Sicherheit und die Verfügbarkeit der IT. Wegen der hohen Durchdringung der Prozesse im Automobilbau mit IT ist das enorm wichtig. Außerdem sollen wir durch Innovationen Prozessverbesserungen ermöglichen und so die Abteilungen befähigen, ihren Wertbeitrag ständig weiter zu erhöhen.
Wie hoch sind die IT-Kosten bei Porsche?
Konkrete Zahlen zum Budget veröffentlichen wir nicht. Generell liegen die IT-Kosten in der Fertigungsindustrie bei ungefähr zwei Prozent vom Umsatz. Wenn Sie sich allerdings das starke Wachstum von Porsche der vergangenen Jahre und den damit verbundenen deutlichen Leistungszuwachs, den wir erbracht haben, anschauen, dann werden Sie feststellen, dass die IT-Betriebskosten im Vergleich dazu nur geringfügig gestiegen sind.
Porsche steckt sich in der Fertigung traditionell sehr hohe Produktivitätsziele. Gilt das auch für die IT?
Selbstverständlich. Wir haben bereits erhebliche Produktivitätsfortschritte von jährlich etwa zehn Prozent erzielt. Das lässt sich mit vielfältigen Maßnahmen erreichen, zwischen denen wir immer wieder wechseln. Denn man kann natürlich nicht jedes Jahr an denselben Stellschrauben drehen. Dazu gehören beispielsweise die kontinuierliche Optimierung der Beschaffung, teilweise mit Benchmarkuntersuchungen im Vorfeld, Prozessoptimierungen und auch das Lizenzmanagement. Und selbstverständlich erzielen wir auch immer wieder Skaleneffekte, zum Beispiel durch das breitere Ausrollen von Standardplattformen wie SAP.
Welchen Stellenwert hat die Standardisierung?
Das ist für uns durchaus ein Thema. Um Konsolidierungseffekte zu erreichen, setzen wir überall dort, wo es möglich und sinnvoll ist, auf Standardprodukte und einheitliche Plattformen, sei es auf der Infrastruktur- oder der Anwendungsebene. Standardisierung hat aber auch Grenzen. Schließlich haben wir einen starken Prozessbezug. Und es kann nicht darum gehen, auf Kosten der Geschäftsprozesse und der Wertschöpfung zu standardisieren.
Porsche hat die geringste Wertschöpfungstiefe in der Automobilindustrie. Wurde dieser Ansatz auch auf die IT übertragen?
Ja, sogar sehr direkt. Intern haben wir in der Tat eine sehr schlanke IT-Organisation mit einer relativ geringen Wertschöpfungstiefe. Im Kern konzentrieren wir uns auf die Architektur und die Managementkompetenzen, also auf das Projekt-, Produkt- und Servicemanagement sowie auf die strategische Planung. Systementwicklungs- und Betriebstätigkeiten lagern wir dagegen zu einem großen Teil flexibel zu Partnern aus.
Mit wem arbeiten Sie da zusammen?
Wir haben zwei wesentliche Partner im eigenen Konzern: Auf der einen Seite ist das die hundertprozentige Tochter PIKS, die Porsche Information Kommunikation Services GmbH. Diese betreibt für den Porsche-Konzern die Rechenzentren und Datennetze. Und auf der anderen Seite MHP, Mieschke, Hofmann und Partner, eine IT- und Prozess-Beratung, die uns bei der Anwendungsentwicklung und dem Anwendungsbetrieb quasi als verlängerte Werkbank unterstützt.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt die Porsche-IT?
Bei der Porsche AG arbeiten rund 180 Mitarbeiter im IT-Bereich. Damit sind wir sehr schlank und flexibel aufgestellt. Und so soll es auch bleiben.