München. Es gibt keine alten Autokäufer. Allenfalls „Best Ager“, „Silver Ager“ oder „Happy Enders“ kennen die Hersteller. Es werden auch keine Autos für alte Menschen gebaut. Eigens Entwicklungen für ältere Kunden zu forcieren, kommt für kaum einen der großen Autoproduzenten infrage. Ihre Autos sollen allen Altersgruppen gleichermaßen gerecht werden.
Doch mit dieser Strategie lassen die Autobauer gerade jene Käufergruppe links liegen, die am meisten in ihr Fahrzeug investiert. Im Mittel wollen die Kunden ab 60 Jahre laut einer Puls-Studie gut 31.000 Euro für ihren nächsten Neuwagen ausgeben, 5000 Euro mehr als die Käufer unter 60 Jahren. Kunden dieses Alters sind nicht nur finanzstark, sondern auch zahlreich. Schon heute ist jeder vierte Deutsche mindestens 60 Jahre alt, im Jahr 2050 wird es jeder Dritte sein – eine Kundengruppe, die künftig alle Industriezweige gezielt umwerben werden.
Bislang tut sich die Autoindustrie aber noch sehr schwer mit der grauhaarigen Kundschaft. „Wir werden keine Alte-Leute-Autos anbieten“, sagt Jochen Sengpiehl, Marketingleiter von Volkswagen. Ähnlich äußert sich ein Audi-Sprecher: „Im Hause Audi gibt es keine spezielle Entwicklung für ältere Autofahrer.“ Die Angst, die eigene Marke könnte den Stempel „Opa-Auto“ aufgedrückt bekommen, nachdem jahrelang Millionenbeträge in das Image der Sportlichkeit und Dynamik investiert wurden, lähmt die Hersteller. Sie wissen um die Kaufkraft der alten Kundschaft, aber sie wollen möglichst nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden.