Stuttgart. Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler will in den kommenden Jahren das Angebot an besonders umweltfreundlichen Fahrzeugen stark ausweiten. Weil damit hohe Investitionen verbunden sind, fordert das Unternehmen gleichzeitig mehr Unterstützung von der Politik. "In einigen Ländern wie Japan gibt es bereits heute eine steuerliche Förderung besonders umweltfreundlicher Fahrzeuge. Ein solches Engagement wäre sicher auch in Europa wünschenswert", sagt Andreas Renschler, der bei Daimler für das Lkw- und Busgeschäft verantwortlich ist. Dabei gehe es nicht um eine dauerhafte Subvention, sondern um ein mittelfristiges Signal an die Kunden.
Renschler fordert die Anschubfinanzierung aus gutem Grund: Die Nachfrage nach vergleichsweise teuren Fahrzeugen mit Erdgas- und Hybrid-Antrieben ist verhalten. Das kühl kalkulierende Transportgewerbe scheut die hohen Anschaffungskosten, weil diese sich kaum über geringere Verbräuche refinanzieren lassen. Beim stark von öffentlichen Aufträgen abhängenden Busgeschäft wiederum bremsen die chronisch leeren Kassen der Kommunen. Gegenüber den heutigen Dieselfahrzeugen kostet beispielsweise der leichte Hybrid-Laster von Fuso 6000 Euro mehr, bei einem Bus fallen sogar Zusatzkosten von bis zu 150.000 Euro an.
Dabei sind die Voraussetzungen für einen verstärkten Einsatz alternativer Antriebsformen bei Nutzfahrzeugen eigentlich viel besser als beim Pkw: Im Stop-and-go-Verkehr kann beispielsweise ein Verteiler-Lkw die Vorteile des Hybrid-Antriebs voll ausspielen. Ähnlich verhält es sich bei Hybrid-Stadtbussen im Liniendienst.
Wie wichtig die größere Verbreitung solcher Fahrzeuge wäre, bei denen der Dieselverbrauch um bis zu 30 Prozent verringert werden kann, zeigt eine Prognose von Daimler: Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll der weltweite Nutzfahrzeugmarkt um rund 50 Prozent zunehmen. "Wir sind bereit und können die Stückzahlen bei Bedarf sofort erhöhen", stellt Renschler klar. Tatsächlich verfügen die Stuttgarter bereits über jahrelange Praxiserfahrung bei Gas- und Hybrid-Antrieben in Lkw und Bussen. Insgesamt sind mehr als 3000 Fahrzeuge mit solchen Antrieben im Einsatz.
Diese geringen Stückzahlen sind auch ein wesentlicher Grund, warum solche Fahrzeuge derzeit überdurchschnittlich teuer sind. "Im preissensiblen Nutzfahrzeuggeschäft sind Skaleneffekte ein zentraler Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, Innovationen auch zu vermarkten", stellt Renschler klar.
Intern will der Manager Größenvorteile durch markenübergreifende Baukästen erzielen. Diese Strategie verfolgt Daimler bei Dieselmotoren und anderen Schlüsselkomponenten bereits seit einigen Jahren mit wachsendem Erfolg. Während der Hybrid-Antrieb mittelfristig das Potenzial hat, die hohen Investitionen von Daimler wieder einzuspielen, braucht die Brennstoffzelle noch lange immense Subventionen: Die Mehrkosten für einen Brennstoffzellen-Bus beziffert Renschler auf weit über eine Million Euro.