Stuttgart. Der in der Klimadiskussion in die Defensive geratene Premiumhersteller Mercedes-Benz holt auf der IAA zum Befreiungsschlag aus: Die 18 ausgestellten Modellneuheiten plus ein visionäres Forschungsfahrzeug sollen in ihrem Segment jeweils Klassenbester beim CO2-Ausstoß sein.
Was auf den ersten Blick wie eine Kampfansage an die deutschen Premiumkonkurrenten BMW und Audi aussieht, offenbart bei näherer Betrachtung allerdings die Achillesferse von Mercedes: Gezeigt werden Fahrzeuge mit teuren Hightech-Lösungen, die bereits weit in der Zukunft liegende Abgasnormen vorwegnehmen, erst in den kommenden Jahren in Serie gehen oder absolute Nischenprodukte sind. Wie jedoch der Flottenausstoß mit bezahlbaren und leicht zu vermittelnden Maßnahmen kurzfristig gesenkt werden kann, darauf gibt die Präsentation keine ausreichende Antwort.
Erst in den kommenden zwei Jahren wird Mercedes die Benzin-Direkteinspritzung mit einem signifikanten Volumen am Markt haben, wie COO Rainer Schmückle im Gespräch mit der Automobilwoche ankündigte. Auch Start-Stopp-Systeme und die Rückgewinnung von Bremskraft sollen dann sukzessive in die Fahrzeuge kommen. Dagegen hat BMW bereits im Frühjahr unter dem Begriff "Efficient Dynamics" diese Technologien im Einser und im Fünfer eingeführt, im Herbst folgt auch der Dreier. Und Audi bringt im November beim C-Klasse-Konkurrenten A4 nur noch Benzinerversionen mit der sparsamen Direkteinspritzung auf den Markt.
Während auch Schmückle einräumt, dass es zur Senkung des Flottenverbrauchs nicht ausreicht, im Jahr ein paar Tausend Hybrid-Fahrzeuge zu verkaufen, sind sieben der 18 IAA-Neuheiten mit der Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor ausgestattet.