Stuttgart. Was verdächtig nach einer neuen Idee von geschäfts-tüchtigen Unternehmensberatern klingt, ist bei Daimler als Schlüsselfaktor für künftigen Erfolg definiert worden: Diversity Management. "Wir können im globalen Wettbewerb nur bestehen, wenn sich in unserer Belegschaft die Vielfalt der Kunden widerspiegelt", sagt Ursula Schwarzenbart, Leiterin des Global Diversity Office beim Stuttgarter Automobilkonzern. Unter dem Begriff Vielfalt - englisch: diversity - werden verschiedene Aspekte wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, Religionszugehörigkeit und noch viele andere mehr zusammengefasst.
"Für uns hat das Management von Vielfalt einen klaren wirtschaftlichen Nutzen", so Schwarzenbart. Die gezielte Förderung von Frauen mache zum Beispiel Sinn, weil inzwischen erwiesen sei, dass Frauen stark an der Kaufentscheidung für ein Fahrzeug beteiligt sind. Auch bei der Suche nach Nachwuchstalenten sei eine offene Unternehmenskultur und ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitern von Vorteil. Durch Angestellte aus verschiedenen Kulturen etwa könne das Unternehmen die Bedürfnisse von Kunden in anderen Märkten besser verstehen und die Innovationskraft stärken. Bereits heute hat Daimler Zielvorgaben für die Einstellung von neuen Mitarbeitern in Amerika und Asien definiert. Diese orientieren sich an den Marktanteilen, die das Unternehmen dort hat.
Ein eigenes Büro für Diversity Management gibt es im Konzern seit 2005. "Damals hat der Vorstand festgestellt, dass die Akzeptanz des Themas steigt, wenn sich das Top-Management damit beschäftigt", so Schwarzenbart, die das Office seit Beginn leitet. An die Bereichsleiterin berichten direkt sieben Personen. "Dieses Team beschäftigt sich mit der strategischen Ausrichtung. Dann gibt es in jeder Division wieder Verantwortliche vor Ort, die sich nebenamtlich um das Thema kümmern." Großen Wert legt Schwarzenbart darauf, dass die konkreten Ziele - etwa bei den Frauenquoten - von der Geschäftseinheit selbst definiert werden. "Durch diese freiwillige Selbstverpflichtung steigt die Akzeptanz dieser Zielvorgaben."
Dass ein Diversity Manager in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor großen Herausforderungen steht, räumt die Managerin ein. So hat Mercedes im Herbst 2005 den Abbau Tausender Stellen veranlasst, bei dem auch die Frühverrentung und der Vorruhestand wesentliche Elemente waren. Gleichzeitig aber nimmt der Anteil der Älteren in der Gesellschaft immer weiter zu. "Sicher hat das Erfahrungswissen im Unternehmen dadurch punktuell abgenommen. Wir brauchen jedoch eine gesunde Mischung aus Erfahrung und jungen, innovativen Mitarbeitern", so Schwarzenbart.
Nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler wird das Diversity Management bei der neuen Daimler AG an Bedeutung gewinnen. "Wir müssen unsere Tochtergesellschaften und Standorte viel stärker in dieses Thema integrieren", kündigt die Managerin an. "In Deutschland soll Daimler bis zum Jahr 2010 zu einem der anerkanntesten Unternehmen für Diversity gehören."