Herr Diez, bislang vertreibt die DCVD in Deutschland die Fahrzeuge von DaimlerChrysler. Wie wird es nun weitergehen?
Ich gehe davon aus, dass der Chrysler-Vertrieb in eine eigene Importeursgesellschaft ausgelagert wird. Diese wird direkt von Chrysler gesteuert werden.
Ist ein eigener Vertrieb für Chrysler, Jeep und Dodge überhaupt rentabel?
Ja, aber dazu muss die Vertriebsstruktur sehr schlank sein. Es kann sogar ein Vorteil für Chrysler sein, weil man aus der DCVD mit ihren groß angelegten Strukturen herauskommt.
Wie würde sich das Ausscheiden aus der Vertriebsorganisation für den einzelnen Chrysler-Händler auswirken?
Der Kontakt der Händler zum Automobilhersteller Chrysler würde sicher direkter und persönlicher werden. Dadurch würde auch die Betreuungsqualität zunehmen. Allerdings könnten sich einige Mercedes-Benz-Händler, die derzeit auch Chrysler im Showroom haben, von dieser Marke trennen. Denn viele von ihnen sind dieses Engagement nur eingegangen, weil die Marke zum Konzern gehört hat.
Etwa 30 Prozent aller Chrysler-Händler sind gleichzeitig Mercedes-Partner. Wie viele von ihnen könnten nun aus dem Chrysler-Netz ausscheiden?
Ich denke, es könnten etwa zehn bis 15 Prozent der Mercedes-Händler sein, die bislang Chrysler führen. Sie würden sich als Ersatz für Chrysler vielleicht ein Importfabrikat wie Daihatsu, Hyundai oder Kia in den Showroom holen. Denn alle diese Marken suchen ja Händler und runden das Markenportfolio sinnvoll nach unten ab.
Auf Chrysler lasten noch immer Forderungen für die Gesundheitsversorgung der Mitarbeiter von rund 17,5 Milliarden Dollar. Kann das Unternehmen mit dieser Finanzlast gegen Konkurrenten wie Toyota bestehen?
Der neue Eigentümer, der Investmentfonds Cerberus, wird sicher mit den Gewerkschaften und den Behörden sprechen müssen, inwieweit diese Belastung abgebaut werden kann. Denn sonst agiert Chrysler im Wettrennen mit der Konkurrenz wie ein Sprinter, der in Betonschuhen steckt.