Stuttgart. Kaum war der US-Automobilhersteller Chrysler endgültig in der Hand von Cerberus, brach der Finanzinvestor frühere Zusagen und entmachtete völlig überraschend CEO Tom LaSorda. Nun soll mit Bob Nardelli der ehemalige Chef der Baumarktkette Home Depot als Chairman und CEO die Sanierung von Chrysler vorantreiben.
Nardelli gilt als Manager, der mit militärischem Führungsstil sowohl die Kosten drückt als auch den Umsatz ankurbelt. Allerdings verfügt er über keinerlei Erfahrung in der Automobilbranche. Deshalb wird ihm LaSorda, dem die Zurückstufung ins zweite Glied nach eigener Auskunft nichts ausmacht, als Vice Chairman zur Seite stehen.
Mit diesem Schritt hat die US-Beteiligungsgesellschaft einen radikalen Kurswechsel vollzogen. Deshalb ist zu vermuten, dass das ursprünglich als langfristig angekündigte Investment nun deutlich kürzer ausfallen soll. Nardelli dürfte den Auftrag haben, die Chrysler-Bilanz möglichst schnell aufzupolieren und das Unternehmen auf den Weiterverkauf vorzubereiten.
Offiziell soll der branchenfremde Nardelli einen unvoreingenommenen Blick auf Chrysler werfen, so die Begründung von Cerberus. Außerdem soll der Manager die Umsetzung des Restrukturierungsplans beschleunigen, der noch von LaSorda unter dem DaimlerChrysler-Dach entworfen wurde. Dieser sieht unter anderem den Abbau von 13.000 Stellen, die Kürzung der Produktionskapazität um 400.000 Fahrzeuge und die Internationalisierung des stark auf den Heimatmarkt beschränkten Geschäfts vor. Mit diesen Maßnahmen wollte LaSorda schon 2008 wieder die Verlustzone verlassen und im Jahr darauf bereits eine Umsatzrendite von 2,5 Prozent erzielen.
Dieser Plan scheint zu optimistisch gewesen zu sein. So rechnet Cerberus-Chef John Snow nun damit, dass Chrysler erst in drei Jahren wieder Gewinne schreiben wird. Die übliche Haltedauer solcher Investments von Private-Equity-Gesellschaften liegt zwischen drei und fünf Jahren. Danach muss das sanierte Unternehmen mit möglichst hohem Profit weiterverkauft werden.