Stuttgart. Während die europäische Automobilindustrie unter den hohen Entwicklungskosten für umweltfreundliche Antriebe stöhnt, kann Premiumhersteller Mercedes-Benz aus dem Vollen schöpfen. "Wir haben für unser Innovationsprogramm zusätzlich mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt", sagte Forschungs- und Entwicklungsvorstand Thomas Weber auf der IAA.
Gleichzeitig stellte der promovierte Ingenieur klar, dass die Ertragsstärke trotz der hohen Belastungen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Bis spätestens 2010 will die Mercedes Car Group (MCG) die Umsatzrendite von den in diesem Jahr erwarteten deutlich über sieben Prozent auf zehn Prozent steigern. Möglich wird dies durch die Trennung von der US-Tochter Chrysler, die dem Unternehmen einen Milliardenüberschuss an Bargeld beschert. Ohne die zusätzlichen Mittel beläuft sich das Investitionsbudget der neuen Daimler AG auf 3,7 Milliarden Euro jährlich, der Großteil davon entfällt auf Mercedes-Benz.
Mit dem Innovationsprogramm haben die Stuttgarter deutlich gemacht, dass sie bei umweltfreundlichen Antrieben nicht nur den Abstand zu den vermeintlich enteilten Konkurrenten BMW und Audi aufholen wollen, sondern mittelfristig die Technologieführerschaft anstreben - und zwar sowohl beim Verbrennungsmotor als auch bei alternativen Lösungen wie dem Hybrid-Antrieb. "Wir sehen im Geld keinen limitierenden Faktor", so Weber mit Blick auf das Ziel, die Mercedes-Flotte in den kommenden zweieinhalb Jahren auf geringen Verbrauch zu trimmen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Benzindirekteinspritzung, die im kommenden Jahr in der E-Klasse erstmals in einem Volumenmodell eingebaut wird, sowie die Start-Stopp-Funktion in der A- und B-Klasse, die ebenfalls im Rahmen der Modellpflege 2008 kommt. Dass nach dem Innovationsprogramm das Entwicklungsbudget massiv zurückgefahren wird, um die Rendite zu steigern, damit rechnet Weber nicht.