Tokio. Japanische Hausfrauen bezeichnen ihre frisch pensionierten Gatten gerne als "feuchtes Laub" oder "Sperrmüll". Nachdem der Angetraute jahrelang praktisch nur bei der Arbeit und nie zu Hause war, haftet er im Ruhestand wie besagtes Laub an der Frau oder steht wie Gerümpel im Weg herum. Für die Wirtschaft hingegen ist die steigende Zahl der Pensionäre, die über viel Zeit und ein wohlgefülltes Portemonnaie verfügen, inzwischen eine wichtige Zielgruppe.
Das Land ist, schlimmer noch als Deutschland, im demografischen Wandel begriffen: Weil immer weniger Kinder geboren werden, nimmt der Anteil der Älteren in der Bevölkerung stark zu. Diese Entwicklung wird in den kommenden Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, besonders deutlich werden. Gleichzeitig wird die japanische Bevölkerung bis 2050 von jetzt 130 Millionen auf 95 Millionen schrumpfen. Da Japan bei dieser Entwicklung, die praktisch alle westlichen Industrienationen noch vor sich haben, eine Vorreiterrolle einnimmt, ist der Inselstaat als Testmarkt interessant. Die heimische Automobilindustrie jedenfalls hat sich längst auf die Bedürfnisse der sogenannten Silber-Generation eingestellt. Ein wichtiger Aspekt sind dabei Lösungen, die altersbedingte körperliche Defizite ausgleichen. So beherrschen hochbauende Großraumlimousinen und Kleinwagen im Kasten-Design das Straßenbild. Die Vorteile: leichtes Ein- und Aussteigen, hohe Sitzposition und gute Übersichtlichkeit beim Einparken. Zu dieser Gattung gehört beispielsweise der Nissan Cube. Toyota erleichtert seinen Kunden beim Kleinwagen Porte - nomen est omen - den Einstieg durch Schiebetüren. Darüber hinaus hat nahezu jeder japanische Autohersteller ein Modell im Programm, das den Bedürfnissen behinderter oder älterer Menschen entgegenkommt.