Stuttgart. Dieter Zetsche bleibt nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler auch bei der neuen Daimler AG der starke Mann. "Er wird auf Dauer seine Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender des Konzerns und Leiter der Mercedes Car Group wahrnehmen", sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage der Automobilwoche. Damit bestätigte der Stuttgarter Automobilhersteller zum ersten Mal offiziell das künftige Führungsmodell für die neu entstehende Daimler AG.
Die Kronprinzen in der Mercedes Car Group (MCG), Chief Operating Officer Rainer Schmückle und Vertriebschef Klaus Maier, akzeptieren dem Vernehmen nach die doppelte Führungsrolle Zetsches genauso wie Forschungsvorstand Thomas Weber. Die Positionen von Schmückle und Maier haben nach der Trennung von Chrysler, die in der vergangenen Woche formal abgeschlossen wurde, innerhalb des neuen Daimler-Konzerns deutlich an Gewicht gewonnen.
Als designierter Vorstandsvorsitzender hatte Zetsche im Herbst 2005 auch die MCG-Leitung vorübergehend übernommen, weil der damalige MCG-Chef Eckhard Cordes aus Enttäuschung über die Berufung Zetsches das Unternehmen kurzfristig verlassen hatte. Seit dieser Zeit wurde immer wieder darüber spekuliert, dass Zetsche nach der erfolgreichen Restrukturierung der Pkw-Sparte deren Leitung abgeben und sich auf den Vorstandsvorsitz konzentrieren wird.
Doch aufgrund der guten Erfahrungen mit Zetsche sieht der Aufsichtsrat derzeit keinen Grund, an der Doppelfunktion des Topmanagers etwas zu ändern. "Er macht einen guten Job", so ein Mitglied des Gremiums im Gespräch mit Automobilwoche. "Aus heutiger Sicht könnte dies ein Modell sein, das auch unabhängig von der Person Zetsche Bestand hat."
Im Gegensatz zum Münchner Wettbewerber BMW, der als straff geführtes Unternehmen gilt, waren die Entscheidungswege in Stuttgart schon zu Zeiten der alten Daimler-Benz AG stark von der Rivalität der einzelnen Spartenvorstände geprägt.
"Zu viele politische Entscheidungen kann sich angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks heute kein Unternehmen mehr leisten", so ein Kenner des Unternehmens. Um schneller am Markt agieren zu können, sei die jetzt straffere Führungsstruktur auf jeden Fall von Vorteil.
Unter Zetsche schaffte die hohe Verluste schreibende MCG die Rückkehr in die Gewinnzone. Bis spätestens 2010 soll die Sparte eine Umsatzrendite von zehn Prozent über alle Geschäftszyklen erreichen.