München. Wenn die Supermarktkette Plus einen Opel Corsa mit 80 PS, Klimaanlage und Leichtmetallfelgen für knapp 11.000 Euro verkauft oder der Teleshopping-Sender Bestseller-TV einen Kia Picanto für rund 8300 Euro anbietet, steht dahinter immer derselbe Handelspartner: Jütten & Koolen. Der Grosshändler aus Heinsberg in Nordrhein-Westfalen zeigt sich bei der Wahl seiner Vertriebswege als sehr einfallsreich. Seit 1998 hat sich Bernd Jütten mit seinem Kollegen Rob Koolen auf den Import und Export von EU-Neuwagen spezialisiert.
EU-Schnäppchen im Internet
Bis Oktober 2005 setzten die EU-Import-Spezialisten vor allem auf das World Wide Web. Als "Autokaufhaus im Internet" bezeichnen sie ihr Unternehmen, das mittlerweile Niederlassungen in München, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Italien unterhält. Rund 8700 Neuwagen hat Jütten & Koolen 2005 verkauft und dabei 94 (Vorjahr: 90) Millionen Euro umgesetzt -- das waren zwar 400 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr, allerdings deutlich weniger als die angepeilten 10.000 Einheiten. An der 10.000er-Zielmarke hält Bernd Jütten dennoch fest: "Wir sind auf einem guten Weg."
Den Verkauf über das Fernsehen sieht man bei Jütten & Koolen derzeit noch in der Testphase, deshalb wollen die EU-Spezialisten die Verkaufsergebnisse nicht beziffern. Das Gleiche gilt für den RTL Shop, über den von November 2005 bis Januar 2006 Autos verkauft wurden -- wie viele es waren, will Olaf Kliem vom RTL Shop aber nicht verraten, momentan ruhe die Zusammenarbeit mit Jütten & Koolen. Auch die zur Tengelmann-Gruppe gehörenden Plus-Supermärkte, die ebenfalls zum ersten Mal für die Heinsberger Grosshändler als Verkaufsplattform agieren, hüllen sich in Schweigen über die Anzahl der tatsächlichen Fahrzeugbestellungen.
Das Internet dürfte für Jütten & Koolen daher vorläufig wohl der wichtigste Vertriebskanal bleiben. Im Ranking der beliebtesten Marken liegen hier Opel, VW und Seat mit jeweils 1500 Fahrzeugen pro Jahr an der Spitze. Knapp ein Drittel der Jütten & Koolen-Autos kommt inzwischen nicht mehr aus anderen EU-Ländern, sondern direkt von deutschen Markenhändlern.
Die Importfahrzeuge bezieht Jütten & Koolen vor allem aus den Beneluxländern. Seit der Osterweiterung der Europäischen Union haben allerdings auch die neuen Mitgliedsländer als Lieferanten an Bedeutung gewonnen. Obwohl diese bislang höchstens fünf bis zehn Prozent seiner Importe ausmachen, sieht Jütten hier den "Markt der Zukunft". Schon in den 80er Jahren habe man das Ende der Parallelimporte vorausgesagt, doch, da ist Grosshändler Jütten sicher: "Der Reimport wird nie enden."