Hamburg. So elegant gekleidet wie die Schönheit auf dem Logo der Kfz-Werkstatt "Autodiva" können die vier Damen in Deutschlands einzigem Kfz-Meisterin-Betrieb nicht arbeiten. Der schlichte Blaumann wird dem rückenfreien Abendkleid vorgezogen, auch die Schraubenschlüssel strahlen nicht so hell wie der auf dem Firmenschild. Drei Hebebühnen, Werkzeugschränke und der Geruch von Motoröl - die kleine Werkstatt am Neuen Pferdemarkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli würde unter den rund 20.000 freien Betrieben in Deutschland kaum auffallen, wenn neben den Hebebühnen nicht vier Frauen stünden.
Etwa zehn Autos reparieren Jasmin Felgentreff, Kfz-Meisterin Katrin Schade, Martina Wilde und Berit Ehmke täglich. "Das Geschäft läuft gut, derzeit haben wir Rushhour für Winterreifen", sagt Felgentreff. Für vier Mitarbeiter ist die Werkstatt fast zu klein. Im Sommer legt sich deshalb auch mal eine der Diven auf dem Hof unters Auto, während die anderen an den Hebebühnen arbeiten. "Aber im Winter treten wir uns fast auf die Füße", sagt Felgentreff. Der Umzug in einen größeren Betrieb oder gar ein zweiter Standort seien dennoch nicht geplant, es fehle das Geld.
Dabei würde es an Bewerbungen von Mechanikerinnen nicht mangeln, etwa zehn Frauen fragen pro Jahr bei den Autodiven an. Viele von ihnen haben das gleiche Problem, das für die Mechanikerinnen den Ausschlag zur Gründung einer eigenen Werkstatt gegeben hat: Sie finden als Frau in anderen Betrieben keine Anstellung.
So ging es auch Felgentreff nach der Ausbildung. Zwei Jahre lang suchte sie nach einer Einstiegsposition und wurde immer wieder schon am Telefon abgelehnt. "Weil ich eine Frau bin", ist sie sich sicher. Ein Mädchen im Betrieb, das würde nicht passen, bekam sie zu hören. Auch die fehlende Frauentoilette wurde als Ablehnungsgrund genannt, wobei diese seit 2004 nicht mehr zwingend vorgeschrieben ist.
Als Felgentreff dann in einer Selbsthilfe-Werkstatt Schade und Wilde kennenlernte, entwickelten sie gemeinsam die Idee der "Autodiva". Seitdem sie 1999 ihren Betrieb gegründet haben, treffen sie alle Entscheidungen gemeinsam. "Wir sind ein Kollektiv. Jeder bekommt das gleiche Gehalt und hat das gleiche Mitspracherecht", sagt Felgentreff. Mit Berit Ehmke, die von den Autodiven ausgebildet wurde, kam nach fünf Betriebsjahren ein viertes Kollektivmitglied hinzu.
Etwa 60 Prozent ihrer Werkstattkunden sind Frauen, schätzt Felgentreff. Aber auch Männer hätten heute kaum noch ein Problem mit schraubenden Frauen. "Nur hin und wieder kommt es vor, dass ein älterer Herr unbedingt den Chef oder Meister sprechen will. Aber bei uns gibt es eben eine Meisterin und keinen Chef", erzählt die Autodiva. Mit den männlichen Kunden kommen die Diven zurecht, aber ein Mann als Mitarbeiter kommt nicht infrage: "Für Männer gibt es doch genug Werkstätten", sagt Felgentreff.
Auch die Pannenhilfe-Kurse der Diven werden nur für Frauen angeboten, damit diese danach Reifen und Glühbirnen wechseln können. Mit den Kursen erhöht die Werkstatt ihren Bekanntheitsgrad und gewinnt neue Kundinnen. Denn "dass eine Teilnehmerin nach dem Kurs bei schlechtem Herbstwetter ihre Reifen selbst wechselt, nur um 15 Euro zu sparen", so Felgentreff, "kann ich mir nicht vorstellen."