Die Automobilunternehmen sind bei Studenten gefragte Arbeitgeber. Unsere Serie "Die Auto-Unis" zeigt, mit welchen Studiengängen der Einstieg gelingen kann.
München. Wer im Raum 2760 der Technischen Universität München, gleich gegenüber der Alten Pinakothek sitzt und die Vorlesung zu Personalführung und Personalmanagement hört, hat ein Hürde bereits genommen, die viele Absolventen von ihrem Traumjob trennt: Er sitzt Ernst Baumann gegenüber, dem Personalvorstand von BMW. Baumann hält hier im Wintersemester für die Betriebswirte eine zweistündige Vorlesung und pflegt damit den engen Kontakt von BMW zur TU München.
Seit Jahren gehört der bayerische Autobauer zu den begehrtesten Arbeitgebern in Deutschland, auch wenn in der Gunst der Wirtschaftswissenschaftler Premium-Konkurrent Porsche mittlerweile die Pole-Position besetzt, wie die Kölner Personalberatung Access in ihrer aktuellen Absolventenbefragung herausgefunden hat. Auch bei den Maschinenbauern schafften es die Zuffenhausener vor den Münchnern auf die oberste Stufe des Treppchens.
Ein Grund zur Sorge ist dies für BMW noch nicht, denn Personalchef Baumann wird auch in den nächsten Jahren weit mehr Bewerbungen auf seinen Schreibtisch bekommen, als freie Stellen im Unternehmen zu vergeben sind. Denn die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sind gefragt wie selten zuvor, und das gilt nicht nur für BMW und Porsche. Nimmt man Audi, DaimlerChrysler und Bosch hinzu, dann sind die Wunschlisten der Elektrotechniker und Maschinenbauer schon zur Hälfte gefüllt. "Die Automobilbranche ist für Maschinenbauer nach wie vor die Wunschbranche Nummer eins. Bei den Elektrotechnikern schiebt sich die Automobilbranche erstmals seit dem Start unserer Studie im Jahr 1988 vor die Elektroindustrie", sagt Axel Keulertz von Access.
Gerade die Branchenersten finden zwar für ihre freien Stellen eine Vielzahl an Bewerbern, konkurrieren aber dennoch immer wieder um Spitzenabsolventen und spezielle Fertigkeiten. "Es gibt durchaus Positionen, bei denen es ein Jahr dauert, bis wir die richtige Person an Bord haben. Vor allem bei freien IT-Stellen ist das der Fall", sagt Baumann. Deshalb sei es für die Unternehmen wichtig, frühzeitig den Kontakt zu potenziellen Mitarbeitern zu suchen.
Am angenehmsten lässt sich dieser Kontakt auf der Rennstrecke herstellen. Volkswagen, ThyssenKrupp und zahlreiche andere Unternehmen unterstützen daher die Formula Student, einen internationalen Konstruktionswettbewerb, bei dem Studenten ihr eigenes Rennteam zusammenstellen, Sponsoren werben und für maximal 25.000 Dollar ein Fahrzeug bauen, das sich auf der Rennstrecke bewähren muss. Den erfolgreichen Teilnehmern öffnet sich nach dem Passieren der Zielflagge manche Unternehmenstür leichter.
In den Rennteams treten Fähigkeiten der Studenten zutage, die sich aus keinem Diplomzeugnis herauslesen lassen: Kann sich der Maschinenbauer in eine Mannschaft integrieren? Ist der Betriebswirt kritikfähig? Gute Noten, Auslandserfahrung und Fremdsprachenkenntnisse setzten die Unternehmen voraus, daher entscheiden häufig die sozialen Fähigkeiten über Erfolg oder Misserfolg eines Absolventen. "Ein genialer Ingenieur, der nur für sich allein arbeitet und wenig soziale Kompetenz hat, ist für uns ungeeignet", sagt Baumann.
Die Formula Student ist eine Möglichkeit, diese Fähigkeiten zu testen, eine andere Möglichkeit sind fakultätsübergreifende Arbeitsgruppen an den Hochschulen. Die wichtigste Zusatzqualifikation für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure bleibt aber weiterhin das Praktikum, wie die Personalberatung Staufenbiel in ihrer aktuellen Studie "JobTrends" feststellt. Ohne den richtigen Studienplatz ist das gewünschte Praktikum allerdings kaum zu bekommen, vom späteren Traumjob ganz abgesehen.
Mit der Entwicklung der Automobilindustrie haben sich immer mehr Studiengänge und Spezialisierungen ausgebildet, die den Studenten zur geeigneten Position bei Herstellern, Zulieferern und Handel führen können. Bei 50 Studiengängen, wie sie beispielsweise der "Karriereführer Automobile" auflistet, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Beginnend mit der kommenden Ausgabe wird die Automobilwoche in der Serie "Die Auto-Unis" daher einige der erfolgversprechendsten Angebote der Universitäten, Fachhochschulen und Fachschulen vorstellen.