Köln. Damit sich dies nicht wiederholt, hat Ford sein Qualitätsmanagement grundlegend verändert. Seit September 2012 ist der Deutsche Gunnar Herrmann als Vizepräsident von Ford in Europa für das Ressort Qualität verantwortlich. Der 52-jährige Diplom- Ingenieur hatte zuvor die Entwicklung des aktuellen Focus sowie des C-Max geleitet. Mit seiner Hilfe wollen die Amerikaner endlich ihr Image loswerden, beim Fahrspaß zwar ganz vorne, bei der Qualität aber bestenfalls im Mittelfeld zu spielen. „Das Thema Qualität umfasst für uns nicht nur den Einsatz besserer Materialien. Ganz entscheidend ist auch die Frage, wie ich dieses gute Material einsetze und verarbeite. Dieser Aspekt ist bei uns in der Vergangenheit etwas zu kurz gekommen“, räumte Herrmann im Gespräch mit der Automobilwoche ein. Anders formuliert habe Ford folgende Lektion gelernt: „Der größte Hebel in puncto Qualität liegt nicht beim Einkauf, sondern beim Engineering.“ Den Quantensprung bei der Qualitätssteigerung habe man mit dem Produktionsstart des aktuellen Focus gemacht, so Herrmann. „Der Focus hat als Weltauto bei Ford ein ganz neues Qualitätsmanagement definiert. Wir arbeiten jetzt mit völlig anderen Prozessen und häufig auch mit anderen Werkzeugen.“ Mit dem Focus habe Ford ein internationales Konkurrenzdenken und Benchmarking etabliert, das sich als sehr hilfreich herausgestellt habe, berichtet Herrmann.
Sehr nahe an das Ideal sei Ford mit seinem Weltauto-Konzept beim Fiesta-Facelift gekommen. „Der ist zu mehr als 90 Prozent perfekt, egal wo auf der Welt er gebaut wird.“ Man habe aus Anfangsfehlern gelernt: „Wir hatten in der US-Version des Fiesta zunächst viele unterschiedliche Bauelemente reingenommen. Die haben wir inzwischen zum größten Teil wieder rausgenommen.“ Dennoch gebe es in puncto Qualität noch Unterschiede von einem Standort zum anderen, räumt Herrmann ein. „In unseren thailändischen Werken ist die Qualität wirklich beeindruckend hoch. Da sind die Amerikaner und auch die Europäer zum Teil noch in der Beweispflicht.“ In Russland habe man wie alle anderen Hersteller mit Qualitätsschwankungen zu kämpfen. „Deshalb holen wir uns mittlerweile unsere führenden Lieferanten möglichst auch nach Russland. Dann passt es wieder.“ So sei beispielsweise das Lenkrad des Focus ST eindeutig spezifiziert worden. „Aber nicht in allen Ländern wurde genau dieses Lenkrad auch so geliefert.“ Herrmann zieht aus solchen Fällen folgendes Fazit: „Es gibt immer noch jede Menge Raum für Verbesserungen, vor allem in den Prozessen.“Thailand als Vorbild
So überzeugend die "One- Ford-Strategie“ auf dem Papier aussieht, so schwierig ist es, sie weltweit umzusetzen. Diese Erfahrung hat Ford zuletzt in den USA mit seinen neuen Modellen Escape und Fusion gemacht, für die insgesamt sieben Rückruf- Aktionen durchgeführt werden mussten. Auch die Konnektivitätslösung MyFord Touch sorgte für Negativschlagzeilen.