München. Besonders stark betroffen sind die europäischen Massenhersteller aus Frankreich und Italien, weil sie „kaum Geld verdienen oder auch Verluste schreiben“. Anders sieht die Lage bei den Premiumherstellern aus. „Wir glauben, dass diese Unternehmen die CO2-Reduktion relativ leicht umsetzen werden“, erklärt Ellinghorst. Als Haupttreiber für die Mehrkosten sieht er neben den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung „die Ausgaben für Komponenten und Systeme, die in den Fahrzeugen verbaut werden, um effizientere Antriebsstränge zu realisieren“. Dazu zählen Entwicklungen für den Verbrennungsmotor und Innovationen in der Abgasnachbehandlung, aber auch Leichtbaumaterialien. „Vor allem bei größeren Fahrzeugen sind die CO2-Ziele ohne Elektrifizierung nicht zu erreichen.“ Beeindruckt zeigt er sich davon, was Massenhersteller wie Peugeot, Renault oder Fiat in den vergangenen Jahren geleistet haben: „Sie haben in den Krisenjahren mit ihren wirklich eingeschränkten Budgets den CO2-Ausstoß signifikant gesenkt. Da muss man einfach den Hut ziehen.“ Die VW-Gruppe investiert den mit Abstand größten Betrag in die CO2- Reduktion. Mit 3,2 Milliarden Euro müsse VW etwa so viel leisten wie Mercedes, BMW, PSA und Renault zusammen. Dennoch ist Ellinghorst von VW enttäuscht: „Eigentlich müsste VW für sich den Anspruch haben, in der CO2-Reduktion Innovationsführer zu sein. Aber das ist nicht der Fall.“ Ellinghorst verweist beispielsweise darauf, dass das finanziell angeschlagene Unternehmen Opel trotz einer schwereren Fahrzeugflotte in etwa das gleiche CO2-Level schafft wie VW. „Und Renault, Fiat oder Peugeot erreichen sogar ein deutlich niedrigeres Niveau.“ Während die USA bei den Abgasvorschriften hinter den Europäern hinterherhinken, „sind die Chinesen sehr darum bemüht, den Schadstoffausstoß zu verringern. Sie schauen sich sehr genau an, was in Europa möglich ist und was dort gemacht wird“, so der Analyst. Er rechnet damit, dass die Chinesen die Partnerschaften mit den europäischen Unternehmen nutzen werden, um die Technologien schnell auch in China in die Autos zu bekommen. „Zudem werden die Chinesen sehr stark auf den Gasantrieb und die Elektrifizierung von Fahrzeugen setzen.“
Autohersteller stark belastet
Zwölf Milliarden Euro muss die Fahrzeugindustrie aufwenden, um das CO2-Ziel der EU von 95 Gramm je Kilometer Bis 2020 beziehungsweise 2022 zu erreichen. So die Berechnungen der Londoner Analysten von ISI in ihrer aktuellen Studie. „Durchschnittlich werden sich die Fahrzeuge um 1000 Euro verteuern beziehungsweise wird die CO2- Reduktion die Autobauer rund 30 Euro pro Gramm kosten“, erläutert Arndt Ellinghorst, Leiter Automotive Research bei ISI.