München. Kein anderes Auto weltweit kommt auf so viele „Likes“ bei Facebook wie der Mustang, kaum ein anderes Auto wurde häufiger zum wichtigsten Nebendarsteller in Kinofilmen, weltweit sind es gut 500. Beste Voraussetzungen also für einen Markterfolg in Europa, sollte man meinen. Ob der Vertrieb über den regulären Ford-Handel allerdings den gewünschten Absatz-Schub erzeugen wird, ist noch ungewiss. Denn bisher wurden die in Europa zugelassenen Mustangs ausnahmslos von Händlern in Eigenregie aus den USA importiert und für die jeweiligen Märkte homologiert. Der größte deutsche Händler für importierte US-Autos ist seit 33 Jahren die Firma Geigercars in München. Firmenchef Karl Geiger befürchtet, dass der Vertrieb des Mustang der sechsten Generation durch den Ford-Handel das Image des Kultautos nachhaltig beschädigen wird. „Wenn jeder beliebige Ford-Händler einen Mustang auf dem Hof hat, dann wird das passieren, was schon beim Chevrolet Camaro der Fall war: Am Ende will keiner mehr die normale Bestell-Version haben und das Auto wird verramscht.“ In Deutschland habe er bislang stets 200 bis 250 Mustangs pro Jahr verkauft, rechnet Geiger vor. „Wenn jetzt jeder Ford-Händler nur zwei Mustangs pro Jahr verkaufen will, dann wären das schon rund 600. Dafür ist der Markt zu klein, und nach drei Monaten werden die Autos dann zum Einkaufspreis verschleudert.“
Das Wildpferd von Ford wird eingeritten
Geiger erwartet auch, dass Ford mit der erstmalig angebotenen Variante eines 2,3-Liter-Vierzylinder- Turbo mit 309 PS glücklos bleiben wird. „Wir haben bisher praktisch nur den Achtzylinder verkauft. Nach dem Sechszylinder hat in all den Jahren niemand gefragt.“ Der V8-Achtzylinder kommt auf stolze fünf Liter Hubraum und ist damit 426 PS stark. Ford nennt derzeit noch keine Absatzerwartungen. „Der Vierzylinder wird in Ländern eine größere Rolle spielen, in denen es hohe Importzölle auf Achtzylinder gibt wie beispielsweise in der Schweiz“, sagt ein Sprecher. „Das ist Quatsch“, meint Geiger dazu. Auch er verkaufe etliche Achtzylinder in die Schweiz, ohne dass eine CO2-Steuer fällig wird. „Das geht, wenn man gleichzeitig eine Reihe von Kleinwagen mitimportiert.“ Geiger will die Ikone der Muscle-Cars dennoch nicht aus seinem Programm nehmen. „Wir haben die Autos schon immer komplett umgebaut. Jetzt werden wir den Mustang auf Retrodesign umbauen und zusätzlich noch verschiedene Leistungssteigerungen anbieten. Das kann der Ford- Handel in dieser Form nicht anbieten“, bleibt der Import-Spezialist zuversichtlich.