Herr Fux, was hat Sie am meisten überrascht, als Sie die Marktstrukturen in Deutschland kennenlernten?
Das auffälligste Merkmal hierzulande ist, dass es nicht wie in fast allen übrigen europäischen Ländern zwei Vertriebskanäle gibt, sondern drei: neben dem Privatkunden- und dem Flottengeschäft auch den Kanal Kurzzulassungen. Wenn wir als Toyota Europe in anderen Ländern gut im Privatkundengeschäft sind, dann haben wir damit bereits ein Drittel der Marktabdeckung erreicht – in Deutschland sind das aber im Schnitt nur zwölf Prozent.
Wie sehen Sie die Positionierung von Toyota in Deutschland als Marke?
Das ändert sich gerade mit großer Geschwindigkeit. Sehen Sie sich den GT86 oder den neuen Aygo an, aber auch unser neues Konzeptfahrzeug C-HR. Wir werden wesentlich emotionaler, das ist ein erklärtes Ziel von Akio Toyoda.
Wie schätzen Sie den Erfolg von Toyota in Deutschland in den drei Vertriebskanälen ein?
Wir sind nicht in allen Segmenten in gleicher Weise erfolgreich. Im Privatkundengeschäft sind wir zwar die Nummer vier, aber im Flottengeschäft haben wir mit unseren größeren Fahrzeugen kaum Erfolg. Stark sind wir dagegen mit unseren Kleinwagen unterwegs, die beispielsweise häufig von Pflegediensten eingesetzt werden.
Im Gewerbekundenbereich bleiben Sie also noch hinter der Konkurrenz zurück?
Wir sind dort spät dran, aber es ist noch nicht zu spät. Im vierten Quartal haben wir deshalb gerade zum ersten Mal überhaupt bei Toyota Deutschland eine spezielle Gewerbekunden-Offensive gestartet. Dazu werden wir auch ein signifikantes Marketingbudget zur Verfügung stellen.
Planen Sie im Zuge dieser Offensive auch spezielle Nutzfahrzeug- Zentren, wie dies etliche andere Hersteller tun?
Vorerst noch nicht. Wir haben aber schon immer besonders auf Geschäftskunden ausgerichtete Handelspartner unterstützt, die auch höhere Anforderungen etwa bei Demo-Autos, bei den Öffnungszeiten und bei Servicedienstleistungen erfüllen. Unser Ziel ist nicht, jeden Toyota-Händler zu einem Geschäftskunden-Händler zu machen. Aber viele Händler haben auf diesem Feld noch große Chancen, die sie bislang kaum erschlossen haben.
Womit kann und will Toyota denn künftig bei Gewerbekunden punkten?
Wir setzen hier auf unsere traditionellen Stärken: die anerkannte Top-Qualität mit 1a-Service und eine sehr wettbewerbsfähige Gesamtkostenstruktur. Wir stehen wirklich sehr gut da bei den Total Cost of Ownership.
Im Boom-Segment Lieferwagen ist Toyota in Europa noch blank, und auch bei Ihrer größten Stärke, dem Hybridantrieb, können Sie im Gewerbefahrzeugbereich noch kein Angebot machen. Reicht Ihr Portfolio denn überhaupt für eine Offensive aus?
Sicherlich decken wir mit unserer Gewerbekunden-Palette in Europa erst ein schmales Band ab. Aber in den Segmenten, wo wir präsent sind, insbesondere mit dem Proace, dem Hilux und nicht zu vergessen dem Land Cruiser, haben wir ein hervorragendes Standing und sehr loyale Kunden. Darauf kann man aufbauen.
Was sind Ihre Erwartungen an das Jahr 2015?
Wir sind auch im auslaufenden Jahr langsam gestartet, haben dann aber aufgeholt. Für das Jahr 2015 rechne ich mit rund 80.000 verkauften Einheiten. Wenn wir den aktuellen Bestelleingang fortschreiben, könnten es auch 85.000 werden.