Ungewisse Zukunft für Pariser Salon

Paris. Der Autosalon in Paris hat gerade erst seine Fachtage und den Ansturm von Journalisten aus aller Welt hinter sich gebracht, seit dem 1. Oktober steht die Messe nun bis zum 16. Oktober für alle Besucher offen. Doch schon jetzt steht fest: So wie bisher wird der "Mondial de l'automobile" mit gut 1,2 Millionen Besuchern die meistbesuchte Automesse in Europa, nicht mehr stattfinden.

Die Automesse in Paris, aber nicht nur dort, erinnert viele Branchenexperten an die Dinosaurier und ihr Schicksal: zu groß, zu schwer, zu langsam.

Bereits im Mai musste der damalige Chef der Automesse, Étienne Cochet, den Hut nehmen. Dafür gab es offensichtliche, aber auch weniger offensichtliche Gründe. Zum einen liefen Cochet schon im Frühjahr wichtige Autohersteller davon. Ford, Volvo und Mazda fehlen in diesem Jahr in Paris, aber auch Nischenmarken wie Aston Martin, Rolls-Royce und Lamborghini sehen keinen hinreichenden Grund mehr, in Paris Millionen von Euro zu investieren.

Selbst die wiederauferstehende französische Marke Alpine, die zu Renault gehört, ist im Herzen der französischen Autowelt nicht präsent. Und dem Vernehmen nach stand auch die Teilnahme weiterer Marken lange Zeit auf der Kippe, darunter die des japanischen Herstellers Honda.

Wichtige neue Player im Geschäft mit der Mobilität fehlen in Paris ganz: Aus der lebendigen Start-up-Szene ist nahezu kein Vertreter präsent. Auch junge Firmen mit dem Zeug zum Dispuptoren machen um Paris einen Bogen: Ein Faraday Future oder ein Uber sehen in Paris keine geeignete Plattform, ganz zu schweigen von den US-IT-Riesen Appel oder Google, die längst nicht mehr aus dem Geschäft mit der Mobilität wegzudenken sind.

Wie man es besser machen kann trotz ähnlich schwieriger Rahmenbedingungen zeigte im vergangenen Jahr dieIAA Pkw in Frankfurt. Dort hatte der VDA sich zu dem Konzept der "New Mobility World" durchgerungen. Innovationen für die Mobilität von morgen stehen hier im Mittelpunkt und nicht einzelne Fahrzeugmodelle. Der Lohn der Mühe: Eine lange Liste junger Unternehmen präsentierte sich, aber auch etablierte Autokonzerne zeigten im Rahmen der "Mobility World" - und nicht nur auf ihrem eigenen Stand - welche Ideen sie für das vernetzte und autonome Auto der Zukunft haben.

Dem Beispiel der Frankfurter Automesse wollten die beiden großen französischen Autobauer Renault und PSA auch in Paris folgen, war nun am Rande der Messe zu hören. Doch beim damaligen Messechef Cochet und dem Veranstalter AMC Promotion stießen die frischen Ideen offenbar auf ziemlich taube Ohren. Letzten Endes übten die Autobauer über den französischen Automobilherstellerverband CCFE (Comité des Constructeurs Français d'Automobiles) Druck aus und sorgten für einen Ersatzmann: Seit Juni leitet Jean-Claude Girot die Automesse.

Girot steht für eine Kehrtwende in Paris, doch womöglich kommt sie zu spät. "Es geht darum, über die reine Präsentation neuer Modelle hinauszugehen. Wir haben die Absicht, die ganze Bandbreite der Mobilität in die Messe zu integrieren."

Für PSA zumindest kam diese Erkenntnis zu spät: Der französische Autokonzern veranstaltete in der vergangenen Woche vor dem Beginn der Fachbesuchertage seine eigenen "Mobility Days" im Pariser Hauptquartier des Konzerns. Eingeladen waren Journalisten und die eigenen Mitarbeiter, nicht die gesamte Öffentlichkeit.

Ein hochrangiger PSA-Manager sagte der Automobilwoche am Rande der Messe: "Ich sehe in dieser Form einer Automesse keinen großen Sinn mehr. Am liebsten würden wir unser Budget für sinnvollere Maßnahmen ausgeben. Aber als französischer Hersteller geht das nicht."

Eine kleine Änderung für die nächste Mondial im Jahr 2018 steht immerhin schon fest: Dann wird die Messe nicht mehr überlange und somit besonders teure 16 Tage dauern, sondern nur noch 14 Tage.