Der Brief war kurz - wie das Handelsblatt berichtet exakt 35 Zeilen lang - und die Aussage klar. VW-Konzernchef Matthias Müller wurde bei Jean-Claude Juncker, den Präsidenten der EU-Kommission, vorstellig, um seinen Unmut über die Äußerungen von Kommissarin Vra Jourová Ausdruck zu verleihen.
Die hatte wiederholt eine Entschädigung für die europäischen VW-Kunden gefordert - ähnlich der, wie sie VW seinen amerikanischen Kunden zahlt. Müller lobt den "konstruktiven Dialog" mit der Kommissarin, stellte aber auch klar, dass es "keine rechtliche Grundlage für Entschädigungszahlungen" in Europa gebe.
"Auch wenn der VW-Chef am Ende des Briefs freundliche Grüße schickt, so deuten einige in der Kommission dies als Versuch, Juncker dazu zu bewegen, seine Kommissarin zurückzupfeifen", schreibt das Handelsblatt. So darf man es sicher sehen. Bei VW heißt es indessen, Müller habe lediglich "die Position des Unternehmens darlegen wollen". Ein solcher Dialog zwischen Politik und Industrie - bei dem es zwangsläufig unterschiedliche Positionen gibt, ist nichts ungewöhnliches.
Trotzdem wird der Brief nun zum Boomerang für Müller, weil hinter der Forderung Jourovás fast 10 Millionen enttäuschte europäischen Kunden stehen, denen die rechtlichen Grundlagen herzlich egal sind. Das öffnet neuer Schelte für den Konzernlenker Tür und Tor (siehe Die Zeit oder Die Welt). Doch auch die EU weiß um die dünne rechtliche Lage.
So antwortete Juncker, wie das Handelsblatt zitiert, Jourová habe den Konzern lediglich "ermutigt, als kommerzielle Geste eine freiwillige Sachentschädigung anzubieten".
Juncker scheint die Situation nicht weiter verschärfen zu wollen, bietet Müller einen persönlichen Dialog an. Handschriftlich, so das Handelsblatt, sei am Ende des Briefes vermerkt. "Wenn nötig, rufen Sie mich an!"
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