So mancher erfahrene Ingenieur rauft sich die Haare: Er ist bestens ausgebildet, hat erstklassige Hochschulen besucht, bei renommierten Autobauern und Zulieferern gearbeitet, Projekte geleitet und will nun den nächsten Schritt tun – eine Führungsaufgabe übernehmen. Dann die Enttäuschung. In einem nicht immer transparenten Auswahlverfahren wird der Erfahrene von jüngeren Nachwuchskräften ausgestochen.
"Die Autobranche steht mitten in einem Paradigmenwechsel und sucht händeringend nach neuen Ideen und frischen Köpfen. Die alten Experten bleiben dabei manchmal auf der Strecke", sagt Nicolas Vermersch, Gesellschafter und Geschäftsführer des Personalberaters 3C in München und dort zuständig für den Bereich Automobilindustrie und Automatisierung. Der Franzose ist Di-plomingenieur und weiß, wie schmerzhaft es sein kann, wenn der Wert hart erworbenen Wissens und eines reichen Erfahrungsschatzes sinkt. "Die Digitalisierung macht viele Kenntnisse zwar nicht wertlos, aber neue -Fähigkeiten werden immer wichtiger", sagt Vermersch. "Für Führungsaufgaben besonders wichtig ist es heute, neue Geschäftsfelder zu erkennen und Trends in zen-tralen Technologiefeldern wie Elektrifizierung, Leichtbau und autonomes Fahren vorauszusehen." Für manchen gestandenen Ingenieur seien solche Aufgaben ungewohnt vage, riskant und schwer berechenbar.