In den vergangenen Tagen haben mehrere große Medien aus dem Prozess des ehemaligen Audi-Diesel-Motorenentwickler Ulrich Weiß zitiert. Weiß klagt auf Wiedereinstellung, nennt sich selbst Bauernopfer im Dieselgate-Skandal.
Weiß und sein Anwalt Hans-Georg Kauffeld haben angeblich Beweise dafür, dass Stadler von nicht gesetzkonformen Vorgängen rund um den Einsatz von Dieselmotoren gewusst und diese gebilligt haben soll. Audi hat sämtliche Vorwürfe gegen Stadler dementiert. Das Unternehmen prüft eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen falscher Verdächtigung, Verrats von Betriebsgeheimnissen und Fälschung von Dokumenten.
Zur besseren Einordnung der aktuellen Geschehnisse hier ein Blick auf die kursierenden Vorwürfe:
Angeblich existieren Dokumente, die zeigen, dass Stadler spätestens ab 2012 von dem Einbau der Betrugssoftware wusste. Laut Anwalt Kauffeld waren sich die Beteiligten im sogenannten Audi-Produkt-Kreis und dem Audi-Produktsteuerungs-Kreis einig, Schummelsoftware zur Adblue-Deckelung einzusetzen. "Intern herrschte immer Transparenz, was die Adblue-Deckelung anbelangt", zitiert etwa das Handelsblatt den Anwalt. Weiß habe dem Gericht eine Excel-Tabelle mit 20 Dokumenten vorgelegt, wonach er immer darauf gedrängt habe, die Adblue-Deckelung aufzuheben.
Weiß‘ Anwalt legte außerdem ein Dokument vom 27. November 2012, aus dem angeblich hervorgehe, dass das Thema Adblue schon 2012 im Steuerungskreis und damit auch bei Stadler angekommen war. Dort soll es heißen: "In den USA entsprechen die heutigen Fahrzeugkonzepte nicht mehr den aktuell mit den Behörden ausgehandelten Zulassungsbestimmungen."
Einen anderen Fall schildert die WirtschaftsWoche, der sich so im Jahre 2015 zugetragen haben soll. Das Medium stützt sich dabei ebenfalls auf Aussagen von Weiß' Kauffeld. Demanch wollte Audi den Q7 damals in Hongkong vermarkten, habe aber die Abgasvorschriften nicht geschafft.
Es sei, so zitiert die WiWo Weiß' Anwalt Hans-Georg Kauffeld, zu einer hitzigen Diskussion in einem Kreis von Managern gekommen, bei der angeblich beschlossen worden sein soll, eine nicht-legale Lösung zu nutzen, außerdem solle der Vertrieb angehalten worden sein, Rückstellungen bilden, für den Fall, dass der Betrug auffliege. Kauffeld will dies mit einer Notiz vom 28. Juli 2015 belegen können, nach der Stadler, der frühere Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg Kenntnis gehabt hätten und das Vorgehen gebilligt haben sollen. So die Position des Anwalts und seines Mandanten Weiß. Zum eigentlichen "Betrugsakt" sei es dann aber nicht gekommen, weil der Skandal in den USA aufgeflogen sei.
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