Das automatisierte Fahren ist einer der großen Treiber des Wandels in der Automobilindustrie. Davon profitieren vor allem IT-Unternehmen. Zusammen mit dem südkoreanischen Technologiekonzern Samsung, der dafür umgerechnet 75 Millionen Euro investiert, will die österreichische Softwareschmiede TTTech eine offene Plattform entwickeln, die ähnlich einem Smartphone-Betriebssystem wie Android funktioniert. Sie soll erstmals auf der Messe CES Anfang Januar präsentiert werden. „Der Vorteil dabei ist, dass ich neue Software und Funktionen aufspielen kann“, sagt TTTech-Chef Stefan Poledna.
Bisher wurden die Fahrerassistenzsysteme meist einzeln angesteuert, die Auswertung der empfangenen Daten war limitiert. Für den neuen Audi A8, der als erstes Auto das Level 3 des automatisierten Fahrens erreicht, entwickelte TTTech bereits ein zentrales Fahrerassistenzsteuergerät (zFAS), das alle im Auto generierten Daten verarbeitet und gewissermaßen als Gehirn fungiert, das die Impulse an Lenkung, Bremse sowie Fahrwerk weitergibt. „Dafür mussten unterschiedlichste Sensorvarianten und -lieferanten integriert werden“, so Poledna. Zu ihnen zählen etwa Nvidia, Intel und Mobileye. Verantwortlich für die Gesamtproduktion war der Zulieferer Delphi.
Während viele einfachere Situationen beim automatisierten Fahren wie Staupilot oder Einparken im Parkhaus bereits gelöst sind, gelten das städtische Umfeld sowie wechselnde Wetterbedingungen als große Herausforderung. „Denken Sie nur an eine nasse Fahrbahn, auf der sich die Scheinwerfer spiegeln“, sagt Poledna.
Zudem gelte es, die komplexen Algorithmen abzusichern, um Fehler in allen denkbaren Fällen auszuschließen. Dafür brauche es andere Methoden als einen klassischen Test, da die Kombinationen beinahe unendlich seien. Die letzten Schritte zur höchsten Stufe des automatisierten Fahrens, bei dem ein Fahrer überflüssig ist, seien daher am schwersten zu erreichen.
TTTech startete 1998 als Ausgründung der Technischen Universität Wien. Inzwischen hat das Unternehmen weltweit rund 550 Mitarbeiter, davon 400 am Hauptsitz in Wien. Audi hält 30 Prozent der Anteile, zu den Aktionären zählen auch GE und Infineon. 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 77, 1 Millionen Euro. 2017 sollen es bereits 100 Millionen Euro sein.Lesen Sie auch:
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