Das unrühmliche Aus von Carlos Ghosn bei Nissan und sein bevorstehender Rauswurf als Vorstandsvorsitzender von Renault senden Schockwellen durch die Dreierallianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi.
Die Börsenkurse der Autobauer stürzten ab, alte Konflikte zwischen den Partnern brechen wieder auf. Die drei Großunternehmen dürften nun auf Monate hinaus von einer massiven Führungskrise paralysiert sein.
Nissan hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Verwaltungsratspräsidenten getrennt. Der Renault-Aufsichtsrat fällte zunächst noch keine Entscheidung. Nach Offenlegung der Vorwürfe wird der 64 Jahre alte Topmanager jedoch auch in Paris nicht mehr zu halten sein. Die Renault-Aufseher haben interimsweise Chief Operating Officer Thierry Bolloré, den zweiten Mann im Unternehmen, als geschäftsführenden Vorstandschef eingesetzt.
Ghosn war in Tokio festgenommen worden, weil er in offiziellen Mitteilungen von Nissan an die Tokioter Börse sein Gehalt deutlich zu niedrig angegeben haben soll. Dies soll er über viele Jahre hinweg mithilfe eines Vertrauten in der Buchhaltung bewerkstelligt haben.
Japanischen Medien zufolge hat Ghosn mehr als die Hälfte seiner tatsächlichen Bezüge verschleiert und allein zwischen 2010 und 2014 umgerechnet gut 38 Millionen Euro zusätzlich erhalten. Außerdem wirft Nissan-Vorstandschef Hiroto Saikawa dem bisherigen Chef der Dreierallianz vor, Firmeneigentum wie etwa Flugzeuge für private Zwecke missbraucht zu haben.