Im In- und Exterieurbereich dreht sich das Übernahme-Karussell. Das zeigt eine Untersuchung von Capitalmind, einer im Bereich Merger & Acquisitions (M&A) tätigen Unternehmensberatung. Wie schon im Jahr 2016 wurden 2017 weltweit 22 Akquisitionen in diesem Segment registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag die Anzahl der Verkäufe noch bei 17.
Auffällig war in den vergangenen drei Jahren das große Interesse strategischer Investoren. Sie waren in diesem Zeitraum an insgesamt 83 Prozent aller Transaktionen beteiligt.
Insbesondere internationale Branchengrößen wie der spanische Zulieferer Grupo Antolin, das US-Unternehmen Lear Corporation oder die indische Samvardhana Motherson Group nutzten Zukäufe, „um ihr Wachstum zu beschleunigen und um zusätzliche Kunden, Produktbereiche und Regionen zu erschließen oder Geschäftsbereiche gezielt zu stärken“, sagte Capitalmind-Partner Ferdinand Robert Schulhauser im Gespräch mit der Automobilwoche.
Gründe für das große Interesse am In- und Exterieurbereich sieht er im Trend zu einer stärkeren Differenzierung des Fahrzeugdesigns sowie zur Integration zusätzlicher Funktionen insbesondere im Fahrzeuginnenraum. Im Fokus der Interessenten standen vor allem Zulieferer aus entwickelten Industriestaaten mit langwährenden Lieferbeziehungen zu europäischen Premiumkunden.
Schulhauser ist davon überzeugt, dass aufgrund anhaltender Industrietrends die Zahl der Aktivitäten im Interieur- und Exterieursegment „zumindest mittelfristig weiterhin hoch bleibt. Und das sowohl bei strategischen wieauch bei Finanzinvestoren.“ Jüngstes Beispiel war der Kauf des US-Zulieferers Toledo Molding durch den Amberger Zulieferer Grammer.
Bewertungen ziehen anPrägende Trends sind für Schulhauser die weiter zunehmende Fahrzeugproduktion, die Ausweitung des Premiumbereichs, eine Aufwertung des Innenraums durch das autonome Fahren sowie ein vorteilhaftes Finanzierungsumfeld.
Nach einer Analyse relevanter börsennotierter Zulieferer im In- und Exterieursegment durch die Beratung liegt die durchschnittliche Bewertung der Konzerne unterhalb des gesamten Automobilzulieferer-Sektors. Der Hauptgrund dafür liegt in der zumeist geringeren Profitabilität der Unternehmen. Allerdings sorgt das ausgeprägte Interesse an Zukäufen in diesem Segment für „steigende Bewertungsniveaus der Unternehmen“, so Schulhauser.
So wird aktuell im Durchschnitt das fünffache EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände) bezahlt, während im Fünfjahresdurchschnitt nur das 4,7-fache EBITDA bei Verkäufen erzielt wurde. Capitalmind-Partner Schulhauser: „Im Vergleich zum Niveau vor fünf Jahren wurden die Unternehmen sogar um fast 20 Prozent höher bewertet.“
Im Datencenter:
Die Tabelle zu diesem Beitrag finden Sie hier: Ausgewählte Akquisitionen im In- und Exterieurbereich