Eisenach/Zwickau. Es sind Bilder, die es nach dem Mauerfall in die Geschichtsbücher schafften: Trabant-Fahrer, die sich an den plötzlich offenen Grenzübergängen in Berlin hupend den Weg durch feiernde Menschenmassen bahnten, kilometerlange Kolonnen von Wartburg und Trabant, die auf den wenigen Autobahnen gen Westen rollten. Die tuckernden DDR-Autos, bis kurz vor der politischen Wende allesamt Zweitakter, waren das Fortbewegungsmittel der Ostdeutschen schlechthin. 20 Jahre nach dem Fall der Mauer gehören die einst allgegenwärtigen Gefährte aus dem sächsischen Zwickau und dem thüringischen Eisenach zu den Raritäten auf Deutschlands Straßen.
"Es werden jedes Jahr weniger", sagt der Sprecher des Kraftfahrt-Bundesamtes, Stephan Immen. Der Schwund ist in den Flensburger Statistiken erfasst. Waren 1995 noch 663.631 Trabant unterwegs, verringerte sich ihre Zahl fünf Jahre später bereits auf 169.623. Trotz Fanclubs und jährlicher Trabi-Treffen mit viel Zulauf nicht nur in Ostdeutschland hält der Schwund an. 2005 waren es noch 66.984 "Plastebomber", wie der Trabant im Volksmund genannt wird, Anfang dieses Jahr hatte sich ihre Zahl auf 37.124 fast halbiert. "Wenn man heute auf der Straße einen Trabi vor sich sieht, dann schaut man hin. Und man erinnert sich an den fast vergessenen Geruch, der aus dem Auspuff kommt", erzählt eine Erfurter Autofahrerin. Bei Westdeutschen gilt er schlicht als "Stinker".
Noch schlechter ist es um den Fortbestand des Wartburg bestellt, der mit seiner kantigen Blechkarosse als Mittelklassewagen galt. "Ihm macht der Rost zu schaffen", bringt es ein Automechaniker auf den Punkt. Nur noch 8222 Autos, die den Namen der geschichtsträchtigen Eisenacher Burg tragen, sind derzeit zugelassen. 1995 waren es noch 284.047, danach nahm die Zahl drastisch ab. Die DDR-Nostalgiker unter den deutschen Autofahrern sind nach den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes in Sachsen zu finden, während Mecklenburg-Vorpommern bei den Zulassungszahlen im Osten Schlusslicht ist. In Sachsen wurden Anfang vergangenen Jahres noch 11.436 Trabis und 2480 Wartburg gefahren, in Brandenburg waren es 6765 Autos Marke "Rennpappe" und 1938 Wartburg.
Einzelne Liebhaber der Autos, die seit der Schließung der Werke in Sachsen und Thüringen im Frühjahr 1991 nicht mehr gebaut werden, finden sich auch in Westdeutschland. Im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen hat der Trabi 1534 Fans, im Saarland sind es spärliche 59. Der Wartburg führt mit 173 Exemplaren in NRW oder 37 in Schleswig- Holstein ein Schattendasein.