VW wirbt Manager von Renault für Vertrieb von E-Autos ab

Henning Krogh

Dem Wolfsburger VW-Konzern ist ein weiterer Personal-Coup geglückt: Vom französischen Wettbewerber Renault konnte Europas größter Fahrzeughersteller den Produktmanager Jörg Sommer abwerben. Bei VW ist Sommer jetzt für die Vertriebsleitung im Bereich Elektromobilität verantwortlich und berichtet in dieser neu geschaffenen Funktion direkt an Vorstandsmitglied Christian Klingler.

Donnerstag, 7. October 2010, 14.47 Uhr

Hamburg. VW hat mit Wirkung zum 1. Oktober dieses Jahres den früheren Renault-Manager Jörg Sommer, 45, mit der Vertriebsleitung für E-Mobilität im gesamten Konzern betraut. In der neu eingerichteten Funktion berichtet der Produktexperte direkt an Christian Klingler, der im Vorstand des größten Fahrzeugherstellers Europas für den Geschäftsbereich Vertrieb zuständig ist.

"Der Volkswagen-Konzern wird auch bei der E-Mobilität eine führende Rolle übernehmen", kommentierte Klingler die Personalie. "Das erfordert im Vertrieb eine hohe Konzentration auf dieses Thema. Jörg Sommer wird das für alle Marken und alle Märkte des Konzerns sicherstellen und vorantreiben.“ Bei diesen Aufgaben wird Sommer eng mit Rudolf Krebs zusammenarbeiten, der mit Wirkung zum 1. September 2010 zum VW-Konzernbeauftragten für Elektro-Traktion bestellt worden war. Krebs folgte auf Karl-Thomas Neumann, der von VW zum President und CEO der Volkswagen Group China ernannt worden war.

Der Neue bringt breite Kenntnisse auf den Gebieten Oberklasse- und Elektrowagen mit

Mit der Verpflichtung Sommers ist es VW in jüngster Zeit abermals gelungen, eine Führungskraft von einem wichtigen Konkurrenten abzuwerben. Bisher hatte Sommer mit Dienstsitz in der französischen Hauptstadt Paris bei Renault als sogenannter Brand Director in der Produktplanung die Bereiche Oberklasse- und Elektrofahrzeuge betreut.

Zuvor hatte VW unter anderem den früheren Opel-Chef Demant und den Ex-Ford- und Ex-GM-Manager Jonathan Browning verpflichtet. Demant obliegt bei VW die Koordination internationaler Projekte, etwa die Steuerung der Zusammenarbeit mit dem japanischen Fahrzeugbauer Suzuki. Browning fungiert in der Nachfolge des zu Volvo gewechselten Managers Stefan Jacoby als neuer USA-Statthalter des VW-Konzerns.

Der VW-Vorstandschef drängt mit den Themen Hybrid und Elektro "auf die Überholspur"

Der Sektor E-Antriebe ist für den VW-Konzern von großer strategischer Bedeutung. So betont Vorstandschef Martin Winterkorn, dass er neben innovativen Verbrennungsmotoren "die Elektromobilität zur zweiten starken Säule" des Unternehmens ausbauen will. "Volkswagen ist der Autobauer, der den Hybrid mit seinen Volumenmodellen aus der Nische holt", kündigte der Topmanager an. Und Volkswagen werde der Autobauer sein, der das "Elektroauto für Alle" (Winterkorn) in die Großserie bringt. Den Geländewagen Touareg bietet VW bereits mit einem Hybridantrieb an, weitere Hybridmodelle sollen zeitnah folgen. Ab 2013 will VW dann die ersten reinen Elektrofahrzeuge verkaufen, zunächst den kompakten E-Golf und den neuen Kleinwagen E-Up. Winterkorn verspricht: "Aber nicht nur Volkswagen, sondern auch die anderen Konzernmarken gehen bei Hybrid und Elektro auf die Überholspur".

Eine möglichst reibungslose Abstimmung dieser Aktivitäten wird zu den vorrangigen Aufgaben von Jörg Sommer zählen. Nach VW-Angaben hat der Diplom-Wirtschaftsingenieur den MBA (Master of Business Administration; Anm. d. Red.) am Massachusetts Institute of Technology in den USA erworben. "Nach Stationen im Marketing für Zukunftsprojekte und in der Produktplanung bei General Motors Europe kam er im Jahr 2000 zur Daimler AG nach Stuttgart. Dort wurde er für die Mercedes Car Group Direktor in der Produktstrategie und im Jahr 2005 Direktor im Produktmanagement", heißt es in Wolfsburg. Im Januar 2009 wechselte Sommer zu Renault.