Brüssel/ Frankfurt. Dies geht aus dem jüngsten Entwurf für die Klimaschutzvorgaben für die Autoindustrie bis zum Jahr 2020 hervor, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Der Entwurf liege der Zeitung vor. Demnach sollen es die Hersteller schwerer Wagen künftig leichter haben als die Hersteller kleiner und leichter Fahrzeuge. Die Neuwagenflotten der Premiumhersteller sollen künftig im Verhältnis zu ihrem Gewicht mehr CO2 ausstoßen dürfen als bisher vorgesehen war.
Die Berechnungsformel, die das Verhältnis von Gewicht und CO2-Ausstoß regelt, war bis zuletzt zwischen den Autoherstellern in Europa und auch innerhalb der Kommission umstritten. Laut FAZ hat die EU-Kommission erst vor wenigen Tagen die entscheidende Änderung im Entwurf vorgenommen. Federführend sei dabei Industriekommissar Antonio Tajani gewesen.Ergebnis: Die Fiat-Neuwagenflotte dürfe nun ab 2020 nur noch 84 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen, die BMW-Neuwagenflotte hingegen 103 Gramm CO2 pro Kilometer.Die Verfechter der Berücksichtigung von Gewicht und Verbrauch hatten angeführt, dass größere und schwerere Autos mehr Personen transportieren können und deshalb auch mehr CO2 ausstoßen dürfen sollen. Viele Fachleute hielten es jedoch für besser, anstatt des Gewichts die Fahrzeuggröße zum Maßstab zu nehmen, um den Anreiz zu setzen, das Gewicht zu reduzieren.Schwere Autos dürfen mehr CO2 ausstoßen
Die Interessenvertreter der deutschen Autoindustrie scheinen sich am Ende durchgesetzt zu haben. Wenn am Mittwoch die EU-Kommission über die neuen Klimaschutzvorgaben für die Autoindustrie entscheidet, wird das Gewicht der Fahrzeuge eine wichtige Rolle spielen.
Es bleibt bei 95 Gramm CO2 bis 2020
Andere Punkte der Klimaschutzvorgaben für die Autoindustrie bleiben dagegen unverändert. Der für 2020 geplante Zielwert von im Durchschnitt 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer (3,8 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer) für die gesamte Neuwagenflotte der EU wird dem Bericht zufolge im Entwurf bestätigt. Bis 2015 sind 130 Gramm CO2 (5,2 Liter) festgeschrieben.
Für die fernere Zukunft hat die Autoindustrie aber offenbar zumindest weiteren Aufschub erreicht: Während es im ersten Entwurf noch hieß, bis spätestens Ende 2014 sollten verbindliche Zielwerte für 2025 und 2030 festgelegt werden, ist nun nur noch von Zielwerten für die Zeit irgendwann nach 2020 die Rede, so die FAZ.Sollte die Kommission am Mittwoch den Entwurf in der jetzigen Form bestätigen, wird dieser danach im EU-Parlament diskutiert werden. Dies könne sich bis 2013 hinziehen.Aus dem Umfeld von Klima-Kommissarin Connie Hedegaard, die den Entwurf federführend ausgearbeitet hatte, wurde dem Bericht zufolge am Montag heftige Kritik an der jüngsten Änderung des Entwurfs laut. Der Vorschlag sei schlicht "unsozial“, hieß es. Wenn die Hersteller kleiner Autos einen größeren Anteil zum Erreichen des 95-Gramm-Ziels leisten müssten, würden deren Autos teurer. Das treffe vor allem die einfachen Verbraucher. (Foto: gem)
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