Bosch hat es bereits getan, Daimler arbeitet intensiv mit ihnen zusammen und auch VW hält sich mit dem Mobilitätsdienstleister MOIA sein eigenes – die Rede ist von, klar, Start-Ups.
Die Truppen sind klein, die Ideen fliegen hoch und vor allem denken die Gründer in anderen Bahnen als Entwicklungsteams der traditionellen Auto- und Zuliefererkonzerne. Kreativität und Schnelligkeit sind die Trümpfe, die auch Peter Gutzmer, Vorstand für Technologie und stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Schaeffler im Interview mit der auto motor sport den Start-ups zuschreibt und zu schätzen weiß.
Die Autoindustrie stehe vor der Herausforderung, wie sie von der Produkt- in die Kundenservicewelt komme. „Die (Start-ups Anm. Red) haben diese neue Welt mit Ideen bereits geöffnet“, sagt Gutzmer. "Ideen, an denen wir erkennen, dass es größere Geschäftsfelder werden könnten."
Schaeffler beschäftigt sich daher intensiv mit der Start-up-Szene und kann sich durchaus mehr vorstellen. 'Firmen wie Bosch haben eigene Start-up-Unternehmen gegründet. Machen Sie das auch?', will die AMS wissen. „Da denken wir drüber nach“, bejaht Gutzmer und führt etwas später aus: „Der fatalste Fehler wäre, wenn wir versuchen würden, Start-ups in unsere gelebte Organisation zu integrieren.“
Diese Unternehmen bräuchten ihre Freiheit und würden "so eine Integration nicht überleben“. „Es wird also eine Struktur sein“, erklärt der Technik-Vorstand, „die von uns getragen wird – entweder finanziell oder auch über Personen –, die aber außerhalb der eigentlichen Struktur stattfindet. Die jungen Unternehmen müssen schnell sein und auch Fehler machen dürfen, was wir in unserer klassischen Welt so nicht zulassen könnten“, erklärt Gutzmer. Offenbar also, hat man die Vor- und Nachteile konzernintern schon genau abgewogen und befindet sich bei der Entscheidungsfindung auf der Zielgeraden.
Man trete im Moment verstärkt mit Start-up-Gruppen in Verbindung, führt Gutzmer weiter aus, sehe sich neue Geschäftsmodelle –und Felder an. Mit einem konkreten Ziel, wie es scheint: Voriges Jahr hat Schaeffler nämlich den 'Bio-Hybrid', ein überdachtes Pedelec mit vier Rädern vorgestellt. Den will Schaeffler in Serie bringen "und werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Struktur mit Start-ups tun", verrät Gutzmer.
Man überlege, den Bio-Hybrid Kommunen anzubieten, die ihn dann vermieten. "Daraus entstehen für uns wiederum neue Geschäftsfelder". Außerdem wolle man für den Aftersales-Bereich Informationen über den Betriebszustand der Fahrzeuge ziehen "um dann zu verstehen, wo welcher Servicebedarf entsteht“, erklärt Gutzmer dem Fachblatt.
Weitere Andeutungen des Vorstands lassen darauf schließen, dass der Schaeffler im kommenden Jahr Details über seine Pläne bekannt geben wird.
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