Genf. Rolf Eckrodt hatte auf der Automobilmesse ein Erlebnis mit Seltenheitswert: Der Statthalter DaimlerChryslers bei der kriselnden Beteiligung Mitsubishi Motors Corporation (MMC) in Tokio durfte zur Abwechslung eine positive Nachricht verkünden. Zum ersten Mal in der 30-jährigen Firmengeschichte wird Mitsubishi Europe im laufenden Geschäftsjahr (31. März) mit einem prognostizierten operativen Gewinn von umgerechnet 194 Millionen Euro schwarze Zahlen schreiben – nach deutlichen Verlusten in den vorhergehenden Jahren. Ein Jahr vor Plan, freute sich Eckrodt, sei der Turnaround in Europa gelungen.
Davon ist Mitsubishi Motors selbst noch weit entfernt. In den USA ist MMC wegen fauler Kredite tief in die Verlustzone gerutscht, in Japan werden seit Jahren rote Zahlen geschrieben. DaimlerChrysler, mit 37 Prozent an MMC beteiligt, hat deshalb Ende Februar unter Führung von Smart-Chef Andreas Renschler ein zehnköpfiges Team nach Tokio geschickt, das bis zum 30. April einen neuen Geschäftsplan für MMC erstellen soll.
Die Arbeit macht offenbar gute Fortschritte. Wie Automobilwoche aus Kreisen der hochkarätig besetzten Delegation erfuhr, will DaimlerChrysler deshalb nun an seiner Beteiligung an MMC festhalten – und diese mittelfristig sogar noch ausbauen. Beschlossene Sache ist demnach, dass Eckrodt zum Vertragsende im Juni seinen Posten räumt, aller Voraussicht nach für Andreas Renschler.
Mut machen DaimlerChrysler auch die Ergebnisse, die Mitsubishi nach einer Radikalkur mittlerweile in Europa einfährt. Thomas Weigand, der hier seit dem Wechsel von Stefan Jacoby zu Volkswagen die Verantwortung trägt, verriet Details des vor zwei Jahren gestarteten Sanierungsprogramms: "Vor allem auf zwei Gebieten haben wir Maßnahmen ergriffen: beim Personal und bei der Markenpositionierung." So seien im Hauptsitz in Amsterdam – "bis dahin mehr ein Verwaltungsapparat als alles andere" (Weigand) – 60 Prozent des Personals ausgewechselt worden. In die 32 europäischen Märkte wurden "Leute geschickt, die die Märkte verstehen". Zusätzlich baute man insgesamt 20 Prozent der Arbeitsplätze ab.
Ebenso wichtig war laut Weigand die Neubestimmung der Marke: Um europaweit einheitlich aufzutreten, wurde erstmals definiert, wofür Mitsubishi steht ("spirit&design, creative engineering, dynamic performance, japanese heritage") – und dies den 2.500 und Importeuren intensiv kommuniziert. Auch hier gab es noch Einsparpotenzial: Statt den einzelnen Ländern beim Marketing freie Hand zu lassen, gibt es inzwischen nur noch ein einziges Werbekonzept, das von den "Landesfürsten" nur geringfügig abgewandelt werden darf.
Große Kostenersparnisse brachten auch Synergien aus der Allianz mit DaimlerChrysler auf den Gebieten Einkauf, Entwicklung, Logistik und Produktion.
Die Ziele von Weigand für die weitere Entwicklung der Marke sind ehrgeizig: Bis zum Jahr 2007 soll der Marktanteil von Mitsubishi in Europa von heute 1,2 Prozent auf über zwei Prozent steigen. Große Hoffnungen setzt der ehemalige Mercedes- und Chrysler-Manager auf Osteuropa. Dort liege der Marktanteil Mitsubishis heute schon bei über zwei Prozent.