Kommentar: Bei VW hat Piech mehrfach Grund zur Freude

Hamburg. Zum Ausklang einer ereignis- und arbeitsreichen Woche gab es für Ferdinand Piech am heutigen Freitag (25. 2.) einen Tag der Freude. Für das Geschäftsjahr 2010 konnte der VW-Konzern Rekordzahlen vorlegen, ein Triumph auf ganzer Linie ist dies auch für den Aufsichtsratsvorsitzenden Piech. Und mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr zeigt sich VW-Chef Martin Winterkorn zuversichtlich, sein Oberaufseher wird es ebenfalls mit Zufriedenheit vernommen haben.

Besondere Freude aber dürfte Piech ein geplanter Wechsel im VW-Rat bereiten: Annika Falkengren, Präsidentin und Vorsitzende des Vorstands der Skandinaviska Enskilda Banken AB aus Stockholm, soll im Mai in das Gremium einziehen. Der zweite Kandidat für einen Posten in dem erlauchten Kreis ist Khalifa Jassim Al-Kuwari, Executive Director der Qatar Holding LLC, Qatar. Mit der diesjährigen Hauptversammlung am 3. Mai in Hamburg wird zugleich turnusgemäß die Amtszeit der Ratsmitglieder Hans Michael Gaul und Jürgen Großmann enden.

Piech kann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen wird die Berufung von Frau Falkengren in Zeiten forcierter Forderungen nach mehr weiblichen Mitgliedern in den Zirkeln der Macht dem Unternehmen VW – und damit auch Piech – eine positive Resonanz in der Öffentlichkeit bescheren. Zum anderen wird Piech mit RWE-Chef Großmann endlich einen lästigen Kritiker los; einen "Quartals-Widersacher" nennt ein VW-Rat seinen Kollegen Großmann augenzwinkernd. Im 20-köpfigen Aufsichtsrat von Volkswagen, der aus zehn Vertretern der Anteilseigner und zehn Vertretern der Arbeitnehmer besteht, gewinnt die Pro-Piech-Riege damit abermals an Einfluss.

Für Piech selbst stehen in den nächsten Wochen und Monaten wichtige Aufgaben an. Vor allem die geplante Fusion mit Porsche, ihr Ausgang ist ungewisser denn je, muss den VW-Granden beschäftigen. Aber auch die schrittweise Umsetzung der ambitionierten Wachstumsziele von VW-Lenker Winterkorn, der den japanischen Erzrivalen Toyota mit VW als weltgrößten Autohersteller überholen will, wird den Konzernpatriarchen weiterhin kräftig unter Dampf halten. Da darf Piech einen Tag der Freude schlicht mal in Ruhe genießen. Zumal auch für ihn schon am kommenden Montag der mit Spannung erwartete "VW-Abend" in Genf ansteht. Als eine der Überraschungen des Wolfsburger Konzerns vor dem Start des Salons in der Schweiz ist dem Vernehmen nach die Studie eines völlig autonom fahrenden Autos auf Basis des Audi TT vorgesehen. Piech, der frühere Chef der Ingolstädter Premiummarke, dürfte auch daran seine Freude haben.