Innovations-Ranking: VW nach langer Flaute wieder vorn, Tesla fällt zurück

Chinas führende Autobauer bleiben in höchstem Maße innovativ - aber dennoch hat in einem internationalen Innovationsranking erstmals seit Jahren wieder der VW-Konzern die Nase vorn.

Die am Donnerstag vom Center of Automotive Management (CAR) vorgestellte Studie "Automotive Innovations 2025" kommt zu dem Schluss, dass die chinesischen Hersteller zwar enorm innovationsstark bleiben, doch erstmals seit 2017 können sie in der seit mehreren Jahren regelmäßig durchgeführten Studie ihren Anteil an der globalen Innovationsstärke nicht noch weiter erhöhen.

Der Abwärtstrend der deutschen Hersteller beim Thema Innovation scheint derweil gestoppt. 

Basis der Studie ist die Auswertung von 742 Innovationen des Jahres 2024/2025, darunter 575 Serien-Innovationen von 30 Automobilherstellern und Herstellergruppen mit über 100 Marken.

Innovationen und Verkaufserfolg hängen im Automobilgeschäft auf das Engste zusammen. Das zeigt die Entwicklung der chinesischen Marken im internationalen Vergleich: Sie konnten ihren Anteil an den von der Studie erfassten Innovationen zwischen 2018 und 2023 von 27 Prozent  (2018) auf 47 Prozent im Jahr 2023 steigern.

Der Lohn dieser Mühe: Sie konnten ihre Marktanteile im weltgrößten Automarkt China von 35,7 Prozent im Jahr 2020 auf 60,5 Prozent im vergangenen Jahr 2024 steigern. Leidtragende dieser Entwicklung waren vor allem deutsche und japanische Hersteller.

Nun aber scheint dieser steile Aufschwung zumindest einen Dämpfer zu bekommen. 2024 markiert laut der Studie bei der Innovationsstärke der chinesischen Hersteller eine Trendumkehr. Einerseits geht der Anteil der chinesischen Hersteller an der globalen Innovationsstärke erstmals geringfügig von 47 auf 46,5 Prozent zurück.

Andererseits zeigen sich Konsolidierungstendenzen, einige wenige chinesische Hersteller setzen sich vom Feld der vielen innerchinesischen Rivalen auch beim Thema Innovationen ab. Fünf von ihnen befinden sich im neuen Ranking unter den Top 10, darunter BYD und SAIC auf den Plätzen zwei und drei sowie Geely auf Rang vier.

Daneben spielen auch noch die Hersteller Nio, Great Wall und Xpeng eine führende Rolle bei Innovationen. 

Studienleiter Stefan Bratzel erwartet deshalb schon in den nächsten zwei bis drei Jahren ein massenhaftes Markensterben in China: "Die hohe Innovationsgeschwindigkeit in Verbindung mit dem ruinösen Preiskampf und hohen Überkapazitäten in China können auf Dauer nur wenige chinesische Hersteller mitgehen."

Die deutschen Automobilhersteller haben dagegen ihren Anteil an den relevanten Innovationen 2024 erstmals wieder gesteigert, und zwar von 22,8 Prozent 2023 auf 24,3 Prozent.

Für den Vortrieb sorgte vor allem der Volkswagen-Konzern, die sich nach Platz sechs im Vorjahr auf Position eins arbeiten konnte. Grundlage dieses Erfolges waren 109 von der Studie erfasste Neuerungen, darunter 30 Weltneuheiten.

Volkswagen überzeugte die Jury der Studie mit einer breit aufgestellten Innovationsleistung. Studienleiter Bratzel hebt dabei etwa die neue Motorvariante des ID.3 GTX mit 79 kWh-Batterie und einer Reichweite von 604 km (WLTP) hervor, die zudem mit 185 kW die höchste Ladeleistung im Segment habe.

Ein weiteres Highlight sei der niedrige Verbrauch des Golf 8 eHybrid mit 0,9 bis 0,3 l/100 km. Auch im Bereich Infotainment und Connectivity setze VW nun Maßstäbe – etwa mit einem Over-the-Air-Update beim ID.3, das es erstmals erlaubt, die Motorleistung im Nachhinein von 150 auf 170 kW zu erhöhen.

Mercedes-Benz erreichte wie im Vorjahr Rang fünf. Dies lag laut Studienleiter Bratzel vor allem an der verzögerten Serieneinführung des Innovationsträgers CLA. 

Enttäuschend schnitt BMW ab: Im Vorjahr waren die Bayern noch innovationsstärkster Autokonzern, in diesem Jahr schaffen sie es aber nur auf Rang 19. CAM-Direktor Bratzel weist darauf hin, dass mit der bevorstehenden Einführung der Neuen Klasse im Herbst mit einer großen Zahl von Innovationen bei BMW zu rechnen ist, was das Ranking im kommenden Jahr wieder ändern dürfte.

Interessantes Detail: Tesla fällt auch bei den Innovationen weiter zurück und erreicht keine Innovationsstärke mehr, die für eine Platzierung unter den Top Ten ausreichen würde.

Die japanischen Hersteller bleiben zudem allesamt schwach beim Thema Innovation. Toyota kam nach Rang vier im Vorjahr nur noch auf Rang 29, während Honda und Nissan auf Rang 18 und 22 landen. Der koreanische Hyundai-Konzern kommt auf Rang 10 nach Platz neun im Vorjahr.

Bratzel sieht die Branche an einer technologischen Wasserscheide: "Die globale Automobilbranche befindet sich mitten in einem darwinistischen Verdrängungsprozess, in dem maßgebliche chinesische Automobilhersteller eine wichtige Rolle spielen. Die Innovationsdynamiken im Ländervergleich signalisieren, dass die deutschen Automobilhersteller gewillt sind, den Kampf gegen die neuen Wettbewerber aufzunehmen."