München. Ab diesem Jahr kann die Europäische Union erstmals Strafzahlungen verlangen, wenn Autohersteller die gesetzlichen CO2-Vorgaben verfehlen. Allerdings dürfte keiner der großen Produzenten die Messlatte reißen, wie eine Umfrage der Automobilwoche ergab. Allein VW antwortete vage.
Seit Jahresbeginn läuft die sogenannte Übergangsphase (Phase-in) für das 2015 verbindliche europäische Flottenziel von 130 Gramm CO2 je Kilometer. Konkret müssen in diesem Jahr 65 Prozent der Neufahrzeuge eines Herstellers den individuellen CO2-Wert erreichen, der sich aus dem durchschnittlichen Fahrzeuggewicht der Flotte ergibt. Dabei müssen die Anbieter großer und schwerer Fahrzeuge mehr Klimagas einsparen als die Hersteller kleiner Fahrzeuge. Der Prozentsatz steigt in den nächsten beiden Jahren schrittweise an.Für das erste zu viel emittierte Gramm CO2 verlangt Brüssel pro Auto fünf Euro Strafe, das zweite Gramm kostet zusätzlich 15 und das dritte Gramm nochmals 25 Euro. Für jedes weitere Gramm werden 95 Euro fällig. Pro Hersteller können je nach Verkaufsvolumen und Abweichung vom Flottenwert Hunderte Millionen Euro an Strafen zusammenkommen.Hersteller schaffen CO2-Ziele
Ab 2012 startet die Übergangsphase auf dem Weg zum europäischen Flottenziel von 130 Gramm je Kilometer. Schaffen die Autohersteller nicht ihre vorgegebene Mindestquote nicht, kann die EU Strafzahlungen fordern.
VW bleibt vage
Tatsächlich aber dürfte sogar Daimler als der Autobauer, der von den hochvolumigen Herstellern seit Jahren den höchsten Flottenverbrauch ausweist, die Vorgaben erfüllen (siehe Tabelle). "Wir werden auf dem Weg zu den 130 Gramm CO2 definitiv keine Strafen zahlen. Wir sind bei der Phase-in-Phase gut unterwegs. Dabei hilft uns, dass wir beim Verbrennungsmotor Verbrauchseinsparungen erzielt haben, die vor Jahren noch nicht absehbar waren", kündigte Herbert Kohler, Umweltbeauftragter und Chef der Konzernforschung, im Gespräch mit der Automobilwoche an. "Unser Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2016 auf 125 Gramm zu senken, steht und ist in unserem Produktportfolio hinterlegt."
Auch Premiumkonkurrent BMW sieht sich mit der Efficient-Dynamics-Technologie auf dem richtigen Weg: "Wir sind strategisch so ausgerichtet, dass wir die Zielwerte erreichen werden. Strafzahlungen sind für die BMW Group keine Option", heißt es in München. In diesem Jahr rechnet der Hersteller mit einem Flottenwert von 145 Gramm. PSA reklamiert für sich im ersten Halbjahr 2012 mit 124,5 Gramm europaweit den geringsten CO2-Ausstoß. Damit liege man bereits heute unter dem wahrscheinlichen Zielwert für 2015 von knapp 128 Gramm.Nah an den EU-Vorgaben sind die Volumenkonkurrenten Fiat, Hyundai und Kia sowie Ford. "Wir werden die Vorgaben der EU erfüllen", ist man sich bei Ford sicher. Dabei setzt der Autobauer wie praktisch alle anderen Hersteller auf kleinere Motoren mit Direkteinspritzung und Turboladung sowie auf Technologien wie Start-Stopp, Energierückgewinnungssysteme sowie verbrauchsoptimierte Getriebe.Der Volkswagen-Konzern wollte dagegen keine Aussage zu möglichen Strafzahlungen machen. Die Wolfsburger verwiesen lediglich auf den im März angekündigten ökologischen Umbau des Unternehmens. Im Jahr 2015 soll die Konzernflotte erstmals den Wert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer unterschreiten.Die Tabelle mit den Vorgaben der EU für die einzelnen Hersteller finden Sie in unserem Datencenter.Dies ist eine Vorabmeldung aus der Automobilwoche Nr. 22/2012. Werden Sie jetzt Abonnent und lesen Sie den vollständigen Artikel!Weitere Informationen zum Abonnement
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