Duisburg. Gibt es eigentlich aerodynamische Farben, welche ist die teuerste Farbe und was hat es mit den unterschiedlichen Nuancen von Weiß auf sich? Als Ford-Designerin Erika Tsubaki den Klassenraum der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Duisburg betritt, wird sie mit Fragen bestürmt. Die Designerin des Kölner Herstellers ist zu Besuch, um mit den Schülern einer sechsten Klasse im Kunstunterricht über die Wirkung von Farben und die Bedeutung des Themas in der Fahrzeugentwicklung zu sprechen.
Seit dem Ende der Herbstferien nehmen die 28 Schüler der Klasse mit Lehrerin Leonie Helbig das Thema „Farbe“ durch. „Dabei haben wir Farbe als dekoratives Element behandelt“, erklärt die 28-jährige Lehramtsreferendarin. „Da in der Klasse 20 Jungen sitzen und Autos auf viel Interesse stoßen, haben wir uns als alltagsnahes Beispiel für das Thema ‚Farbgestaltung bei Fahrzeugen‘ entschieden. Bei der Suche nach einem passenden Unternehmen aus der Region, das vielleicht einen Experten zu diesem Thema an die Schule schicken könnte, stieß Helbig auf Ford in Köln. „Zwar hatte ich erst Bedenken, ob ein so großes Unternehmen bereit wäre, zu uns in die Schule zu kommen, aber dann hat es geklappt“, erinnert sich die Pädagogin.
So erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass keineswegs Farbe gleich Farbe ist. Denn selbst bei Weiß gibt es unterschiedliche Nuancen. Das erkennen die Schüler sofort, als Tsubaki zwei gewölbte Farbscheiben – in der Designarbeit als Farb-Dome bezeichnet – mit den Lackfarben „Frost-Weiß“ und „Electric-Weiß“ in die Höhe hält: „Das eine Weiß spiegelt mehr“, sagt Serhat (12 Jahre). „Und es ist mehr silbern“, ergänzt sein 12-jähriger Tischnachbar Tufan. Auch die verschiedenen Blau-Töne sorgen für Gesprächsstoff: Es gibt Nuancen, die eher kühl und frisch wirken, während andere warm anmuten und laut Tsubaki durchaus an Süßigkeiten erinnern können. „Jede Farbe hat eine andere Wirkung. Farben wie Rot oder Orange werden oft mit besonders schnellen Autos in Verbindung gebracht und wecken große Emotionen“, erläutert die Designerin.
„Die Farben von Autos sehen auch anders aus, wenn sie im Schatten stehen“, sagt Serhat und spricht dabei ein weiteres wichtiges Thema in der Design-Arbeit an. Denn es müssen Farben kreiert werden, die in allen Lichtverhältnissen wirken. „Wir können dafür nicht wie beim Malkasten einfach verschiedenen Farben mischen“, erklärt Tsubaki. Eine neue Farbe für einen Fahrzeuglack zu entwickeln, sei ein wirklich aufwendiger Prozess. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, kommen dabei auch kleinste Partikel unterschiedlicher Farben zum Einsatz.
Zum Schluss möchte die Klasse noch wissen, welche eigentlich die teuerste Farbe ist. Anil (13 Jahre) tippt auf Rot und liegt damit goldrichtig. „Den Schülern hat der Besuch sehr gut gefallen – auch, weil sie von Anfang an miteinbezogen wurden. Es ist wichtig, dass wir die Lebenswelt der Schüler im Unterricht berücksichtigen und die Themen alltagsnah gestalten. Außerdem bietet es natürlich eine schöne Abwechslung, wenn neben Lehrern auch Experten von außerhalb Rede und Antwort stehen“, sagt Lehrerin Leonie Helbig.