In der ehemaligen Botschaft Costa Ricas, nur einen Steinwurf vom Checkpoint Charly und der Trabbi-Welt entfernt, hat sich das Berliner Start-Up free2move eingerichtet. Gründer Michel Stumpe ist fast schon ein alter Hase in der Szene, für den 32-Jährigen ist es schon das dritte Start-Up, an dem er mitgearbeitet oder es gegründet hat. Der Altbau in der Dessauer Straße wandelt sich gerade genau so schnell wie Stumpes Betrieb. Noch zeugen Reliefs von riesenhaften Käfern und Papageien in der Eingangshalle von den früheren Nutzern des Gebäudes, doch vom einstigen tropischen Flair wird zumindest in den Räumen von free2move bald nicht mehr viel zu sehen sein.
Im Treppenhaus stappeln sich die Fliesen-Pakete, in gut der Hälfte der Etage türmt sich Bauschutt in den Zimmern. Free2move braucht Platz. Vor kurzem noch waren es 30, heute sind schon 60 Mitarbeiter am Start. Wenn Stumpe durch die Räume führt, verkörpert er ganz den Bilderbuch-Jungunternehmer: grell-bunte Nike Brooks, schwarze Boss-Jeans, grau-blau-kariertes Hemd, lässig hochgekrempelt, die blonden Haare ordentlich zur Seite gekämmt. Nach seinem Studium in internationaler BWL legte er bei der schwedischen Kinnnevik Gruppe lost, arbeitete in Amsterdam, Stockholm und Wien und wechselte schließlich nach London zum Start-Up MobileIQ. In Berlin kam er bei beim Start-up PressMatrix unter und gründete schließlich mit anderen CarJump - einen Vorläufer von free2Move.
Vor wenigen Wochen holte Stumpe Andreas Sujata als Vertriebschef und Strategen mit ins Boot. Bis vor kurzem war er noch bei Streescooter, der Elektro-Transporter-Tochter der Deutschen Post in Aachen beschäftigt. Jetzt soll er in Berlin dafür sorgen, dass free2move weitere Partner gewinnt. Uber etwa als Ride-Hailing Plattform oder B2B-Kunden. Aber das ist längst noch nicht alles. Die Berliner haben seit dem Einstieg von PSA (siehe unten) noch einiges vor.
DER FREE2MOVE-STECKBRIEF
Hauptsitz: Berlin, 1000 Quadratmeter
Geschäftsführer und Gründer: Michel Stumpe, 32
Das Geschäftsmodell: Free2Move vereint die Angebote verschiedener Mobilitätsdienstleister, wie Carsharing, Rollervermietung oder Ride-Hailing, in einer einzigen App. Wer die Dienste nutzen möchte, muss sich nicht mehr bei jedem Anbieter einzeln registrieren, sondern nur noch ein einziges Mal bei free2move. Wenn er ein Carsharing-Fahrzeug sucht, zeigt ihm die App alle Fahrzeuge aller Anbieter an, die sich über Free2Move vermitteln lassen, in einer einzigen Karte an. Der Nutzer kann bei den meisten auch sofort schlüssellos loslegen – die App übermittelt die Zugangsdaten. Die Anbieter bezahlen für die Vermittlung von Nutzern, die Nutzer entrichten eine Gebühr für die Anmeldung.
Geschichte zur Idee: "Ich habe sehr oft Carsharing in Berlin genutzt - DriveNow, Car2Go, Mulitcity ... - und fand es unpraktisch, jeweils eine andere App nutzen zu müssen. Dann kamen die Sccoter und Fahrräder dazu und ich wollte den Zugang zu den immer mehr Systemen vereinfachen."
Mitarbeiter: Aktuell 70, bis Jahresende 100
Angebot: 21 Städte in 7 Ländern, 26 Anbieter, 76.000 Fahrzeuge
Investoren: PSA (82 %), seit November 2016
Umsatz-/Gewinnziele: Bis 2021 rund 300 Millionen Euro Ertrag
Expansion: Dieses Jahr folgen voraussichtlich noch Belgien, die Niederlande und Kopenhagen
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