Als ich 2005 von BMW zu Hyundai gewechselt bin, haben mich Viele für verrückt erklärt. Mich hat die Herausforderung gereizt. Diese Marke hat ein enormes Zukunftspotenzial. Wir haben noch große Entwicklungsmöglichkeiten. Das Unternehmen hat auch in Krisenzeiten nicht auf Investitionen in Design und Technologie verzichtet. Wir haben mittlerweile ein hochmodernes Werk in Europa. Hyundai ist zudem weltweit einer der ganz wenigen Autohersteller, der ein eigenes Stahlwerk betreibt. Dadurch kann er die Forschung im Leichtbau vorantreiben und beispielsweise Materialien wie Außenhautbleche entwickeln. Diese sind für uns wichtig, weil sie uns mehr Freiheitsgrade im Design erlauben.
Designer Bürkle: "Hyundai hat enormes Zukunftspotenzial“
Es bedarf schon einiger Diskussion und Überzeugungsarbeit. Wir stehen in engem Kontakt mit dem Headquarter in Korea. Es macht Spaß, für die Marke zu arbeiten, weil sie sehr dynamisch ist und sich anderen Kulturen gegenüber öffnet.
Unser neues Showcar "Ionic“ ist die Fortsetzung von Fluidic Sculpture. Das Concept-Car ist puristischer, zwei Linien beschreiben das Thema, die restlichen Flächen sind sehr zurückgenommen und betonen eher die Fahrzeug-Skulptur als die Details. Großes Entwicklungspotenzial sehe ich zudem in der Technologie und neuen Fahrzeugkonzepten. Hyundai ist sehr aktiv was beispielsweise CO2-reduzierte Motoren betrifft oder das Thema Wasserstoff. Auch im Infotainment-Bereich tut sich viel.
Sie stellt einen neuen Anspruch an die Definition des Cockpits. Die Studie i.onic ist ein gutes Beispiel: Wir haben ein Laserelement ins Lenkrad implementiert, dadurch lassen sich die Menüs über Gestiksteuerungen öffnen. Ein Würfel hinter dem Lenkrad, ein so genannter "Ice cube“, präsentiert in einer dreidimensionalen Anzeige verschiedene Bildebenen. Es geht nicht mehr um reine, starre Funktionalität. Durch die Möglichkeit, intuitiv mit dem Auto umzugehen, tritt der Erlebnisfaktor zunehmend in den Vordergrund.
Der i30 ist für uns ein Meilenstein, unser wichtigstes Auto im C-Segment. Mit ihm haben wir es geschafft, Emotionen anzusprechen. Wichtig war uns, nicht nur auf Werte wie Robustheit und Qualität zu pochen, sondern den nächsten Schritt in der Evolutionsstufe zu gehen: den Charme des Designs wirken zu lassen.
Mit unseren neuen Produkten kommt der emotionale Anspruch der Marke deutlich stärker zum Ausdruck. Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten und eine Fünf-Jahres-Garantie haben. Mit der Studie Ionic haben wir einen Herzensbrecher. Wir wollen, dass die Leute aus Interesse für unser Design zum Händler gehen und sagen: Mensch, tolles Auto.
Ganz wichtig ist uns die Ergonomie. Der Sitz ist das Teil im Auto, das am nächsten am menschlichen Körper ist. Deswegen war es mir ein großes Anliegen, die Sitzgestaltung zu optimieren. Zudem gibt es große Unterschiede bei den Körperformen von Asiaten und Europäern. Wichtig ist auch die einfache Bedienung. Beim i30 haben wir einen Sieben-Zoll hoch auflösenden Touchscreen auf Augenhöhe eingesetzt, direkt neben den Instrumenten. Er ermöglich eine intuitive Bedienung, verbessert die Ergonomie, aber auch die Sicherheit.
(Lacht.) Also man sollte seine eigene Rolle nicht überschätzen. Ich freue mich, dass die Firma wächst und ich meinen Beitrag dazu leisten kann. Aber das Ergebnis ist immer die Leistung des gesamten Teams.
Es ist gesund für die Marke, wenn das Image den Produkten folgt – und nicht vom Marketing eine Sprechblase aufgebaut wird, und dann das Produkt das Markenversprechen nicht einhalten kann. Bei Hyundai preschen wir mit neuen Produkten vor und erstaunen die Fachwelt. Wir verbessern unser Image in einem kontinuierlichen, nachhaltigen Prozess.
Das ist eine interessante Diskussion. Wir verzeichnen schon gewisse Geschmacksannäherungen durch die Globalisierung, auch durch den zunehmenden Informationsfluss. Aber Hyundai glaubt nicht an ein Weltauto. Der i40 beispielsweise wurde gezielt für Europa entwickelt. Der Sonata ist für die USA und Asien bestimmt, hat aber kaum Gleichteile: Das Interieur ist komplett verschieden, die Dimensionen sind andere, die Motoren unterschiedlich. Selbst innerhalb Chinas gibt es unterschiedliche Geschmacksrichtungen, so dass Diversifikationen notwendig sind. Auch die Anforderungen an die Fahrzeuge sind unterschiedlich: In Europa kann man auch mal schnell fahren, bewegt das Fahrzeug auf längeren Strecken. In Asien ist sehr viel Stopp und Go angesagt, die Geschwindigkeiten sind niedriger. (Foto: Hyundai)