Auszeichnung für innovative Klebetechnik

Hamburg. Der in Saarbrücken tätige Hochschullehrer Wulff Possart hat den "Award for Excellence in Adhesion Science" erhalten, den die renommierte Adhesion Society of America vergibt. Auschlaggebend für die Auszeichnung waren grundlegende Erkenntnisse Possarts in der Erforschung von Klebstoffen, die in Autos oder Flugzeugen zum Einsatz kommen und das Produktgewicht signifikant senken sowie die Stabilität der einzelnen Bauteile deutlich erhöhen können.

"Mit dem Begriff Adhäsion bezeichnet man die Kräfte, die dazu führen, dass zwei Materialien aneinander haften. Es geht dabei also nicht nur um Klebstoffe, wie man sei etwa vom Heimwerken kennt, sondern auch um neuartige Verbundwerkstoffe sowie um Beschichtungen und Lacke“, so Possart, der als Professor für sogenannte Adhäsion und Interphasen in Polymeren über die Grenzen der Autoindustrie hinaus bekannt ist.

Auch im Fahrzeugbau müssen Klebungen "bei Wind und Wetter", wie es in Saarbrücken heißt, neben starken Schwingungen und plötzlich auftretenden Zugkräften bisweilen auch hohe Temperaturunterschiede verkraften. "Ein Auto enthält heute etwa 15 bis 20 Kilogramm Klebstoff. Das liegt nicht nur an den Verbundwerkstoffen, die etwa für Armaturen und Sitze verwendet werden, sondern auch an den Karosserieteilen, die auf das Fahrzeugskelett aufgeklebt werden", sagt Possart. "Damit wird die Karosserie wesentlich steifer, kann aber zugleich einen Aufprall besser abfedern“, so der Materialforscher weiter.

Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es derzeit 250.000 Klebstoff-Formulierungen auf dem Markt. Possart: “Um die richtige Zusammensetzung zu finden, wird häufig nur empirisch oder nach dem Bauchgefühl vorgegangen. Wir erforschen deshalb die grundlegenden Mechanismen einer Haftung und versuchen vorherzusagen, wie lange diese auch unter starker Beanspruchung halten wird“. Damit die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schnell den Weg in die industrielle Praxis finden, kooperiert der Theorie-Experte unter anderem mit Anwendern aus der Automobil- und Flugzeugindustrie. "Europaweit tauschen sich die Adhäsionsforscher regelmäßig in der European Adhesion Conference (EURADH) aus, die dieses Jahr vom 16. bis 20. September in Friedrichshafen stattfindet", teilt die Universität des Saarlandes mit. (Foto: Opel)