München. "Wenn ich einen Alfa Romeo vorbeifahren sehe, ziehe ich meinen Hut.“ Dieses Zitat wird keinem geringeren als Henry Ford zugeschrieben. Der Auto-Titan war ein großer Fan der italienischen Sportwagenmarke, die in den 20er und 30er Jahren auf den Rennstrecken und Boulevards der Welt die Menschen begeisterte. Doch seit Dustin Hoffmann im Film "Reifeprüfung“ seine Angebetete 1967 im Alfa Romeo Duetto entführte, ging es mit der Mailänder Marke in den USA stetig bergab, bis sie sich 1994 schließlich aus den USA verabschiedete. Nun plant der Mutterkonzern Fiat ein großes Comeback.
Alfa sei neben Jeep die einzige Marke "mit internationalem Potenzial“ bei Fiat-Chrysler, sagt Konzernchef Sergio Marchionne. "Wir müssen Alfa und Jeep weiter globalisieren.“ Tatsächlich ist der Nimbus von Alfa Romeo in vielen Märkten noch immer ungebrochen, obwohl die Produkte lange Zeit nur noch ein Schatten einstiger Giulia- und Giulietta-Herrlichkeit waren. Und wenn es Achtungserfolge wie das Mittelklassemodell 159 gab, wurden sie mangels Modellpflege wieder verspielt. Auch die jüngsten Modelle wie der Kleinwagen Mito fielen beim Fachpublikum durch: Zu eng sei die technische Verwandtschaft zu Fiat.
Für den Relaunch in den USA plant Marchionne denn auch keinen aufgehübschten Fiat oder – wie bei Lancia – gar einen umetikettierten Chrysler als Alfa Romeo zu bauen. Die technische Hilfe kommt dieses Mal von Maserati. Der in Genf präsentierte, heckgetriebene Sportwagen Alfa Romeo 4C soll ab Mai 2013 bei Maserati in Modena gebaut werden. 2500 Einheiten sollen pro Jahr entstehen. Der Verkaufspreis (ohne Steuer) soll bei rund 50.000 Euro und in den USA bei 60.000 Dollar liegen.
Mit dem 4C will Alfa Ende 2013 die Rückkehr auf den US-Markt schaffen – gefolgt von Modellen, die dann auf gemeinsamen Plattformen der Fiat-Chrysler-Allianz gründen. So wird es eine neue Giulia auf Basis der nächsten Generation des Dodge Dart geben. 2014 könnte dieses Modell zu den Showrooms rollen. Das Auto trägt einen traditionsreichen Namen: Giulia hieß die Mittelklasse-Limousine, mit der Alfa-Romeo 1962 das Segment der sportlichen Sedans erfand. Weder BMW noch Mercedes hatten damals vergleichbares anzubieten – von den Zweitaktern aus Ingolstadt ganz zu schweigen.
An historische Erfolge anzuknüpfen ist bitter nötig: 2011 hat Alfa weltweit noch rund 150.000 Autos verkauft. Die Giulia soll nun helfen, den Absatz bis 2014 auf 400.000 Autos zu steigern. Das ist zwar immer noch weniger als ein Drittel von dem, was Audi, BMW und Mercedes heute schon verkaufen, aber immerhin ein Anfang.
Entscheidend für den Erfolg in den USA dürfte das Händlernetz sein. Der Vertrieb über Chrysler-Partner, wie Marchionne das beim Fiat 500 versucht hat, gilt als wenig aussichtsreich. Der Absatz des 500er blieb weit unter den Verkaufszielen. Allerdings: Vor einem Fiat hat auch noch niemand den Hut gezogen.