München. „Unternehmen sind nicht dazu da, Gewinne zu erwirtschaften, sondern das Leben der Menschen zu verbessern.“ Das ist nur eines der vielen klugen Worte eines Mannes, der zu den reichsten seiner Zeit gehörte, und doch vergleichsweise bescheiden lebte. Von der Massenmotorisierung bis zu Globalisierung nahm Henry Ford viele Trends vorweg, die das Autogeschäft noch heute prägen.
Am 30. Juli 1863 in Michigan auf der Farm seiner Eltern geboren, interessierte er sich schon früh für Mechanik. Mit fünfzehn hatte er schon seinen ersten Verbrennungsmotor gebaut, mit 16 zog er nach Detroit, um Mechaniker zu werden. 1891 wurde er als Ingenieur bei Edison Illuminating eingestellt. Mit dem Erfinder Thomas Alva Edison verband ihn eine lebenslange Freundschaft.1899, nachdem er sein erstes Auto gebaut hatte, gründete Ford die Detroit Automobile Company, nach der Insolvenz dieser Unternehmung 1903 schließlich die Ford Motor Company. Fünf Jahre später brachte Ford das Modell T auf den Markt, jahrzehntelang meistgebautes Automobil der Welt. Zur Maschine, die die Welt veränderte, konnte das einfache, solide Fahrzeug aber nur werden, weil Henry Ford 1913 die Fließbandfertigung einführte. Zuvor waren Autos noch in Werkstätten gebaut worden. Ford zerlegte den Montageprozess in viele einzelne Schritte, so wie er es der Legende nach im Schlachthof von Chicago den Arbeitern beim Zerlegen von Rindern abgeschaut hatte. Bis 1927 liefen 15 Millionen T vom Band. Ein Rekord, den der VW Käfer erst 45 Jahre später einstellen konnte.Wie durchrationalisiert die Fertigung war, zeigt schon die Farbgebung des Autos. Die T-Modelle waren zunächst nur in Schwarz zu bekommen, weil diese Farbe schneller trocknete. Doch Henry Ford nur auf den Massenfertigung zu reduzieren, wird dem Mann nicht gerecht: Er führte den Acht-Stunden-Tag ein und zahlte Löhne, die es bereits 1918 einem Arbeiter ermöglichten, ein T-Modell zu erwerben. In Deutschland gab es dergleichen erst 40 Jahre später. Mit der Gründung von Werken im Ausland, zunächst in England, 1925 dann in Deutschland, dachte Ford schon global, als es dieses Wort noch gar nicht gab.Allerdings beging Henry Ford, der die Leitung des Unternehmens 1919 an seinen Sohn Edsel übergab, auch Fehler. Das Streben nach einer möglichst hohen Fertigungstiefe – Ford stellte sogar Stahl und Glas selbst her – führte zur Gründung von Kautschuk-Plantagen in Südamerika, die sich als grandioser Fehlschlag erwiesen. Und das lange Festhalten am Modell T, das erst 1927 vom Modell A ersetzt wurde, ließ General Motors an Ford vorbeiziehen und zum größten Autobauer der Welt aufsteigen.Ein dunkles Kapitel in der Familiengeschichte ist die Verbindung Henry Fords zum Nationalsozialismus: Adolf Hitler war ein großer Bewunderer des amerikanischen Industriellen und zeichnete Ford mit dem höchsten Orden aus, den ein Ausländer vom Deutschen Reich bekam, dem Deutschen Adlerorden.Zudem legte Ford mit seinen hohen Sozialstandards, die GM und Chrysler übernehmen mussten, den Keim des Niedergangs der US-Automobilindustrie. Die Unternehmen versprachen ihren Mitarbeitern kostenlose Krankenversorgung und Pensionen. Vor allem die hohen Gesundheitskosten, die Konkurrenten aus Japan und Korea nicht zahlten, ließen GM und Chrysler 2009 kollabieren und Insolvenz anmelden. Die Ford Motor Company konnte sich nur durch den Verkauf von Unternehmensteilen retten und kam als einziger US-Autobauer ohne Staatshilfe durch die Krise.150 Jahre Henry Ford – er machte die Massen mobil
Am 30. Juli jährt sich zum 150sten Mal die Geburt eines Mannes, der wie kaum ein anderer das Gesicht der Welt verändert hat. Henry Ford hat das Auto zwar nicht erfunden, aber mehr zu seiner Verbreitung beigetragen als jeder andere.
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